Der Strand südlich von Mui Ne ist fast komplett von russischen Pauschaltouristen und der dazugehörigen Infrastruktur vereinnahmt. Man liest über kyrillische Buchstaben und sieht rot-verbrannte Russen durch die Souvenirläden und Restaurants schlendern. Unsere Unterkunft lag etwas weiter weg vom Haupt-Touristentrubel, nahe dem eigentlichen Örtchen Mui Ne. Das Quoc Dinh Guesthouse ist dank hervorragender Preis-Leistung und sehr zuvorkommenden Besitzern zu empfehlen. Auch die Lage ist super, denn man kann zu unserer Lieblingsattraktion, dem Fairy Stream, problemlos zu Fuß laufen - dazu später mehr. Was uns nicht so überzeugt hat, ist die Jeep-Tour zu den Sanddünen, für die die Region bekannt ist. Wir schauten uns den Sonnenaufgang über den weißen Sanddünen etwa 40 km entfernt an und dachten der Jeep würde uns sicher mitten in die Dünen rein bringen, doch gefehlt. Wir wurden am Parkplatz rausgeschmissen und uns wurde gesagt, jetzt könnte man ein ATV oder einen Jeep mieten, um sich auf die Dünen fahren zu lassen. Das war uns aber zu teuer und wir sind trotzig zu Fuß los. Das Areal ist aber zu weitläufig und die Dünen zu hoch um zu Fuß in der Zeit, die in unserer Tour vorgesehen war, weit genug in die Dünenlandschaft vorzudringen. Auf der vorgelagerten Düne, von der aus wir den herrlichen Sonnenaufgang beobachteten, wurden wir von den herumrasenden ATV mit ihren lauten und stinkenden Motoren gestört. Die rücksichtslose Fahrweise macht einem regelrecht Angst und nicht selten fehlten nur Zentimeter und ein Fahrzeug wäre mit einem Menschen kollidiert. Wer also bereit ist Geld auszugeben und auf laute Maschinen steht, der kommt hier voll auf seine Kosten. Wer allerdings die Schönheit der Natur genießen will und nicht bereit ist die überteuerten Preise zu zahlen, der wird enttäuscht sein.
Die Jeep-Tour umfasste auch noch einen Stop bei den roten Sanddünen. Das Areal ist deutlich kompakter im Vergleich zu den weißen Dünen und die roten Sanddünen sind zu den Stoßzeiten voller Touristen und ihren Hinterlassenschaften. Wenn man etwas weiter läuft lassen sich aber trotzdem gute Ausblicke genießen und Fotos schießen. Es gab eine weitere Station bei den Fischern am Strand von Mui Ne. Hier kann man frische Meeresfrüchte kaufen, und die Einheimischen beim Sortieren von Fisch, Krabben und Schnecken beobachten. Jedoch sind auch hier zu den Stoßzeiten, also genau dann, wenn alle Touren hier vorbeifahren, mehr Touristen als Fischer. Da die roten Sanddünen und das Fischerdorf problemlos mit dem Fahrrad zu erreichen sind, würden wir empfehlen, sie auf eigene Faust zu erkunden. Wenn man gegen 8 Uhr oder 11 Uhr dort ist, dann müssten die ganzen Touren gerade woanders sein, nehmen wir an. Vielleicht ist es dann am schönsten. Ob man eine Tour zu den weißen Dünen machen will, kann ja jeder selbst entscheiden, aber wir würden ist mit unserer Erfahrung nicht mehr machen. Die Dünen haben uns sowieso nicht am besten gefallen.
Am schönsten finden wir den Fairy Steam, ein flacher Fluss, der sich aus vielen Quellen in der versteinerten Düne längs des Flusses speist. Während man durch das seichte Flussbett läuft, geht der Weg vorbei an beeindruckenden Sandsteinformationen in weiß und rot. Wind und Wetter haben bizarre Formen geschaffen und wie die Dünen zuvor sind auch die Flanken des Baches einem steten Wandel unterworfen. Die mäandrierenden und fraktalen Strukturen aus ausgewaschenem Sandstein und buntem Sand sind wahrlich märchenhaft. Das kann man mit Bildern und Worten gar nicht einfangen. Jedenfalls kostet diese Attraktion Null Komma Nichts und ist Vormittags 10 bis 11 Uhr zwischen den Touristengruppen auch nicht so sehr überlaufen. Für die meisten Menschen endet die Wanderung bei einem kleinen Wasserfall, nachdem wir auch keine Sandsteinformationen mehr finden konnten. Jedoch lohnt sich der weitere Weg durchaus. Es geht jetzt nicht mehr durch den Bach selbst, stattdessen läuft man parallel zur grünen Uferböschung zuerst durch Kokos-Plantagen, dann sieht man Gärten mit Gemüse, Reisterassen, Wiesen mit Glückskühen, Anbauflächen für Drachenfrucht - also das ländliche Vietnam, dass Anna mit dem Garten Eden vergleichen wollte. Nach dem ganzen Sand und den Touristen war es jedenfalls die perfekte Abwechslung für uns und wer Lust auf einen Spaziergang hat, dem empfehlen wir nach dem Wasserfall noch etwas weiter zu laufen. (Link zum Video von Mui Ne)
Ein weiteres Highlight war unser Besuch der Fishermen Show. Lokale Artisten zeigen eine eindrucksvolle Tanz- und Akrobatik-Aufführung, die sehr professionell gestaltet und vermarktet wird. Das große Theater hat eine Bühne mit vielen beweglichen Wasserfontänen und moderner Licht- und Tontechnik. Tickets kosten zwischen 12 und 20 € und unserer Meinung nach lohnt ein Besuch. In der Geschichte geht es um den Alltag der Fischer im 18 Jh., der stark mit dem Glauben an Geister und Götter verknüpft ist. Den Inhalt zu verstehen ist für uns also etwas schwer, denn die Beweggründe für die Protagonisten erschließen sich dem westlichen Zuschauer nur bedingt. Die Show ist aber einfach schön anzusehen. (Link zu Facebook-Seite der Show) Unterm Strich lässt sich sagen, wir sind für die Dünen nach Mui Ne gekommen und haben noch so viel schöneres entdeckt.
Tolle Bilder! LG Michael
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