Donnerstag, 8. Februar 2018

Die Höhlen bei Phong Nha Ke Bang






Bei Phong Nha Ke Bang ragen Jahrmillionen alte Kalkfelsen teilweise mehrere hundert Meter über den flachen mit Sediment gefüllten Tälern auf. Rings um den Nationalpark wird viel Reis angebaut und die Landschaft ist im Moment, Anfang der Regenzeit, geprägt von den überfluteten Reisfeldern mit den satt grünen und zarten Reispflanzen. Es wird Forstwirtschaft für die Papierherstellung betrieben und natürlich findet man auch andere Nutzpflanzen wie Bananen und Rattan. Die steilen Flanken der Berge können nicht genutzt werden und sind mit dichtem Dschungel bewachsen.

Im Nationalpark ersteckt sich das wilde grüne Dickicht der Berge bis in die Täler. Die Berge hier sind sehr sehr alt und stark erodiert. Das Regenwasser hatte viel Zeit gigantische Höhlen in den Kalkstein zu fressen und die Region ist durchzogen von einem dutzende km langen Netzwerk von Höhlen und unterirdischen Flüssen. Ihr Wasser tritt sprudelnd zu Tage und verschwindet irgendwo wieder im Boden. Erst 2009 wurde hier ein riesiges Höhlensystem entdeckt, darunter auch die Son Doong, die größte Höhle der Welt. Mit der Aufnahme der Region als UNESCO-Weltnaturerbe begann auch der Tourismus in der Region, der heute vielen Menschen ein Einkommen verschafft.

Vom Ort Phong Nha aus lassen sich verschiedene Tagesausflüge zu erschlossenen Höhlen mit vielversprechenden Namen wie Paradise Cave und Dark Cave buchen. Hier befindet sich auch der Bootsanleger von dem aus Touren zur Phong Nha Cave starten. Da in unserem Reisebudget für Vietnam noch etwas Spielraum bestand, hatten wir beschlossen eine Tour zu abgelegenen und nicht erschlossenen Höhlen zu unternehmen. Der Anbieter Oxalis (oxalis.com.vn) bietet neben der 5-Tages Tour durch die größte Höhle der Welt für mehrere tausend Euro auch ein-, zwei- und drei-Tages Abenteuer für den etwas schmaleren Geldbeutel an. Wir haben uns für die Tour Hang Tien Endeavor entschieden (280 $ p.P, eine Übernachtung).

Die Entscheidung entpuppte sich als wahrer Glücksgriff, den obwohl die Tour mit bis zu 10 Teilnehmern durchgeführt wird, so waren wir jedoch zu unserem Termin die zwei einzigen. Alles ist sehr professionell organisiert und wir hatten einen Guide, einen weiteren in der Ausbildung, einen Träger, einen Sicherheits-Assistenten und einen Koch quasi für uns alleine. Der Trek geht durch Dschungel und Karst-Berge zu einem Camp bei einem See, der von einem unterirdischen Fluss gespeist wird. Die Strecke verläuft außerhalb des Nationalparks durch ehemaliges militärisches Sperrgebiet. Das Camp ist geradezu luxuriös, man wird von der Mannschaft im Küchenzelt sehr gut versorgt und schläft in einem Zelt mit Isomatte und Schlafsäcken gut gegen die niedrigen Temperaturen in Winter geschützt. Der Kälteeinbruch der letzten Tage konnte uns so nichts anhaben, nur das Schwimmen im See ließen wir ausfallen. 








Der Trek war nicht übermäßig anstrengend und nach dem Mittagessen im Camp ging es gleich zur ersten Höhle, der Guano Cave, in der früher Fledermaus-Kot abgebaut wurde um ihn als Dünger zu verwenden. Es gibt dort herrliche Formationen zu sehen, von denen viele noch heute wachsen. Uns gefallen die glitzernden Stalaktiten, -miten, Säulen und Lamellen aus Kalzium besonders gut. Auch die Kalk-Formationen sind sehr hübsch anzusehen. Den Abend verbrachten wir am Lagerfeuer. Bei den Gesprächen unterwegs und am Feuer konnten wir viel über vietnamesische Lebensart und die Region erfahren. Jedes Jahr wird die Region komplett überflutet und es ragen nur noch die Kalkberge aus dem Wasser. Höhlentouren können dann natürlich nicht mehr durchgeführt werden, das Camp wird abgebaut, das Vieh in die Berge getrieben und die Bevölkerung rettet sich und ihr Hab und Gut in die oberen Stockwerke oder auf schwimmende Plattformen oder Häuser. Viele Bewohner verlassen die Region während der Flut. 

Am nächsten Morgen ging es durch Gestrüpp und einen trockenen Flusslauf voller Felsbrocken hinauf zum gigantischen Eingang der Hang Tien, der Märchenhöhle. In den überwucherten Kalkstöcken bei Phong Nha Ke Bang wurde der Film Kong: Skull Island gedreht und wenn man durch die nebligen Wälder und Felsen zwischen den dunstigen Kalkbergen auf den 80 m hohen Höhleneingang zu läuft, so kann man sich sehr gut vorstellen, dass sich ein riesiger Affe in solch einer Höhle verstecken kann. Vielleicht taucht King Kong ja gleich aus dem Dunst auf? War das Wetter während unserer Tour auch nicht perfekt, so beflügelt die schlechte Sicht doch auch die Fantasie und die wolkenverhangenen Berge kreieren eine interessante Atmosphäre.

Wir wissen nicht ob euch bewusst ist, wie hübsch Spinnen mit einer Stirnlampe aussehen. Das Licht der Lampe auf Kopfhöhe wird von den acht Augen zurückgeworfen und jede Spinne erzeugt einen bunt glitzernden Fleck, als seien die Höhlen und Flussbette auf unserer Weltreise gespickt mit Diamanten. Schon so oft haben wir diese Erscheinung genossen, aber wohl noch nie im Blog beschrieben. Auch die unbelebten Wunder der Natur, die man in dieser Höhle bewundern kann, haben wir im Detail untersucht. Die Kamera kann unmöglich einfangen, wie beeindruckend die Höhle ist, in ihrer Weite und mit ihren skurrilen Formen. Nicht, das Max es nicht versucht hätte. Mit Stativ und Langzeitbelichtung sind einige schöne Aufnahmen gelungen.

Ist die Höhle an einigen Stellen auch unfassbar großzügig, fast wie eine natürliche Kathedrale, so verengt sie sie anderenorts und man klettert und quetscht sich durch dünne Spalten vorbei an den spitzen Kanten, die das Wasser im Stein erzeugt hat. Zwischenzeitlich verläuft der Weg einmal oberirdisch, bis man wieder durch einen anderen Eingang in den weiteren Verlauf der Höhle vordringt. Im zweiten Teil hängen die Decke und Wände voll mit Wassertropfen, die mit solch unfassbarer Schönheit silbern und golden schimmern, dass man gar nicht glauben kann, dass diese Erscheinung von Wasser und Mineralien und dem Schein der Kopflampe erzeugt wird. Es sieht wahrhaftig so aus, als wäre die Höhle von Gold und Silber überzogen. (Link zum Video des Höhlen-Abenteuers)













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