Samstag, 13. Januar 2018

Kampot - Wo der Pfeffer wächst

Brücke über den Peuk Chhou in Kampot

Sprit: Draft or bottle?

Max im Tuktuk

Ela, unser Fahrer

Unsere letzte Station an der kambodschanischen Küste, bevor wir nach Viet Nam weiterreisen, ist die Stadt Kampot. Die gleichnamige Provinz ist international durch ihren aromatischen Pfeffer bekannt. Da ist es selbstverständlich, dass wir bei einem Tagesausflug mit dem Tuktuk einen Abstecher zu den Pfeffer Plantagen unternehmen. Bei La Plantation, einem Agrarbetrieb mit gemeinnützigen und ökologischen Ansätzen, werden kostenfreie Touren durch die Anpflanzung angeboten, mit Vortrag zum Pfeffer-Anbau und Verkostung. Eine Pfeffer-Pflanze hatten wir beide noch nie zuvor gesehen und kannten uns auch sonst nicht mit diesem alltäglichen Gewürz aus. Der klassische schwarze Pfeffer wird aus nicht vollreifen Pfefferkörnern gewonnen, die beim Kochen und Trocknen in der Sonne ihre grüne Farbe gegen das uns bekannte Erscheinungsbild tauschen. Reift das Pfefferkorn, so wird es rot. Dieser Prozess findet nur für jeweils ein einzelnes Korn pro Rebe zur gleichen Zeit statt. Daher wird roter Pfeffer handverlesen geerntet, was einen höheren Preis rechtfertigt. Roter Pfeffer hat fruchtige Noten, während der Schwarze schärfer ist. Weißer Pfeffer ist geschälter Roter Pfeffer. Also kommen all die verschiedenen Farben von der gleichen Pflanze. Um den Pfeffer haltbar zu machen, kann man ihn anstatt zu trocknen auch einsalzen. Dabei bleiben Aromen erhalten, die ansonsten durch die Trocknung in der Sonne verloren gehen - sehr fein. Neben dem Kampot Pepper wird nahe der Küste auch Cambodian Seasalt gewonnen. Dafür wird Meerwasser in flachen Becken verdunstet. Ohne Salz kein Pfeffer - oder wie sagt man? Jedenfalls haben wir auch die Salz-Trocknung besichtigt.

Pfeffer-Plantage von außen

Pfeffer-Plantage von innen

Halb abgeerntete Pfeffer-Rebe

Seerose mit Bienen

Becken zur Salz-Gewinnung

Ihr müsst wissen, der Pfeffer ist ein Mimöschen und wächst langsam und nur bei idealen Bedingungen. Daher werden die Plantagen aus Stecklingen gezogen und man pflanzt nicht jedesmal ein Pfefferkorn in den Boden. Die Pfefferkörner, die man bei uns kaufen kann, sind tot gekocht und getrocknet und wenn man sie einpflanzt bekommt man nichts außer scharfe Erde. Die Pfeffer-Ranke wächst nativ im Regenwald Indiens und kommt mit zu hellem Sonnenlicht, Trockenheit und großer Hitze nicht gut klar. Man braucht eine Holzstange, an der der Pfeffer hochranken kann, die sehr stabil und resistent gegen Verwitterung ist. Metall- oder Plastik-Rankhilfen eignen sich nicht, diese werden in der Sonne zu heiß und der Pfeffer stirbt ab. Daher benutzt man langsam wachsende und dichte Hölzer aus dem Regenwald. Für Pfeffer-Plantagen wird daher bis heute immer primärer Regenwald abgeholzt - nicht gut. Die Jungen Pflanzen werden gegen zu starke Sonneneinstrahlung beschattet und in der Trockenzeit wird regelmäßig gewässert. Nachdem man also den Wald gerodet hat, um Boden für die Landwirtschaft zu gewinnen, wird noch mehr Wald gerodet um das Holz für die Rankhilfen zu erhalten, um am Ende mit Beschattung und Bewässerung ähnliche Bedingungen zu erzeugen, wie sie im ursprünglichen Wald geherrscht haben. So einen Unsinn kann auch nur der Mensch verzapfen. Pfeffer ist also ein kostbares Gut mit hohem Flächen- und Wasserverbrauch. Sparsam einsetzen!

Der Ausflug beinhaltete auch einen Stop bei einer kleinen Höhle mit Schrein und einer Fahrt vorbei am secret lake. Wenn wir den Führer richtig verstanden haben, dann wurde dieser See von den Roten Khmer mit Hilfe von Zwangsarbeitern angelegt. Nach dem Kampf gegen den Klassenfeind begann in Kambodscha der Kampf gegen die Natur. Im secret lake sollte das Wasser der Regenzeit von den Berghängen gesammelt werden, um in der Trockenzeit die Reisfelder zu bewässern. Tausende Zwangsarbeiter starben unter den lebensfeindlichen Arbeitsbedingungen oder wurden schlicht hingerichtet. Den Kampf gegen die Natur konnten die Roten Khmer nicht gewinnen und somit litten während ihrer Schreckensherrschaft die meisten Kambodschaner schlimmen Hunger. Das Gebiet wurde im Lauf der Geschichte dicht mit Anti-Personen-Mienen bestückt, sei jetzt aber wieder sicher, haben wir erfahren. Zur Zeit ist die Landschaft staubig und von dem goldenen Stroh der abgeernteten Reisfelder überzogen. Vereinzelt weiden weiße Rinder in den stoppeligen Reisfeldern, stehen Palmen und Bananenstauden und kleine Salat-Beete am Wegesrand. In der Trockenzeit wird der Reis in Kambodscha knapp und das Grundnahrungsmittel wird importiert, was die Preise und damit die Lebenshaltungskosten in Kambodscha saisonal schwanken lässt. Uns ist aufgefallen, dass die Provinzen Kampot und Kep viel sauberer sind, als andere Regionen in Kambodscha. Hier liegt weniger Müll herum als anderswo, das gefällt uns natürlich gut. Die Situation ist aber stellenweise noch verbesserungsfähig.

Kampot Provinz von oben

Mädchen in Schrein in Höhle






'Geheimer See'


Typisches Khmer-Haus


Noch ein paar andere alltägliche Dinge gefallen uns im ländlichen Süden des Landes wirklich gut. Zum einen ist das Essen besser, oder mehr nach unserem Geschmack, bzw. wir haben herausgefunden, worauf wir achten müssen. So gibt es wunderbare Gemüse-A Mok und -Curries, ganz nach unserem Geschmack. Dabei kann man, wenn man bei Einheimischen isst, ein leckeres Hauptgericht mit Tee für etwa 2 $ bekommen. Einfache Gerichte wie Gemüse-Bratreis gibt's an der Straße schon für 1 $. Man trifft meist auf mindestens ein Familienmitglied oder einen Gast, der genug Englisch versteht um rice with vegetables auf Khmer an die Küche weiterzugeben. Ausgefallenere Gerichte wie Pizza oder Fisch und Meeresfrüchte kosten 4 bis 6 $. Wir mussten jedenfalls schon länger nicht mehr auf Indische Küche zurückgreifen, um zufrieden zu sein, so wie zuvor in Siem Reap und Phnom Penh. Für durchschnittlich etwas mehr Geld gibt es eine große Auswahl an von Auswandern geführten Restaurants für den, der mehr Abwechslung sucht. Zum Frühstück gibt's bei uns meist Reis oder Haferflocken mit frischem Obst und Soja-Milch. Der abenteuerlich-kulinarische Höhepunkt unseres Ausflugs war der Besuch des Krabbenmarkts in Kep. Zum Reis aßen wir gegrillte Garnelen und Rochen - zum ersten mal in unserem Leben. Beides ausgesprochen delikat und offensichtlich frisch. Wahrscheinlich war unser Mittagessen während unseres Frühstücks noch im lebendig im Meer. Zu Trinken gab's ne Kokosnuss und ausgepresstes Zuckerrohr. Der Nachtisch waren typische Kokos-Reis-Waffeln.

Rochen, Tintenfisch und Garnelen

Krabbenmarkt


Zum anderen sind alle Khmer hier so nett und freundlich, da fühlt man sich richtig willkommen. Man ist interessiert an uns und gibt auch gerne seine eigene Lebensgeschichte preis, wenn wir nachfragen woher unser Gegenüber denn stammt. Vor allem die Kinder starren uns allerorts an, versammeln sich an unserem Tisch um uns zu beobachten oder winken hektisch am Straßenrand um unsere Aufmerksamkeit zu bekommen. Eigentlich können wir keine 100 m mit dem stilecht schrottigen Leihrad fahren ohne ein Hello! Hello! aus Kindermund zu hören. Wenn man dann zurück ruft und winkt, dann zaubert man ein breites grinsen auf die kleinen Gesichter und man kann nicht anders als mit zu lächeln. 40 % der Kambodschaner sind unter 16 Jahre alt. Es wimmelt hier nur so vor Kindern. Isst oder schläft man bei Khmer-Familien, so ist das immer ein herzliches Erlebnis. Westlich geführte Gasthäuser haben meist einen höheren Standard und entsprechend auch Preis, aber können oft nicht mit dem Charm der Khmer mithalten, die aus dem Nähkästchen plaudern. Neben Buddhisten gibt es hier auch Moslems. Man hört die Muezzin zum Gebet rufen und sieht verschleierte Frauen. Es gibt aber Ehen zwischen Mann und Frau mit unterschiedlicher Religion und die Menschen leben friedlich beisammen. Man konzentriert sich hier auf die Frieden stiftenden Elemente der Religion, so erscheint es und verrennt sich nicht so sehr in die Unterschiede.





2 Kommentare:

  1. Jetzt weiß ich endlich „wo der Pfeffer wächst“
    Gruß Michael

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  2. Stimmt, da werden wir uns wohl auch bald hin verduften...
    Spannende Geschichte die Pfefferproduktion, hätte ich nicht für möglich gehalten. Bei euren Essenbeschriebungen schau ich ganz beschämt auf mein Butterbrot und wünsche mir ne Kokosnuss her! Lasst es euch schmecken. Beste Grüße aus Halle

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