Ecuador

Dieses kleine und eher unbekannte Land hat es in sich. Daher waren wir auch etwa zwei Monate in Ecuador unterwegs. Hier wollen wir nochmal zusammenfassen was man alles erleben kann und warum es uns sehr gut gefallen hat. Ob wir beim Reisen durch Ecuador auch irgendwelche Probleme hatten, dass kann man hier ebenfalls nachlesen. Die Galapagos Inseln gehören zwar zum Territorium Ecuadors, jedoch sind sie zum einen etwa 1000 km vom Festland entfernt und zum anderen ist nicht nur die Anreise, sondern auch der Aufenthalt auf der Inselgruppe sehr teuer im Vergleich zum Festland. Unter 100 € pro Tag und Person geht da gar nichts, wenn man in Ecuador einen Ausflug auf die Galapagos Inseln bucht. Das ist entschieden zu viel für unser Budget und daher können wir auch nichts darüber schreiben. Die Landschaft und Tierwelt der Inselgruppe ist einzigartig und atemberaubend, jedoch gilt das gleiche auch für das Festland bei deutlich niedrigeren Kosten.

Vulkan Chimborazo, Ecuador


Wir haben in Ecuador pro Tag und Person etwa 30 € ausgegeben. Das Preisniveau ist sicherlich etwas höher als in den Nachbarländern Peru, Bolivien oder Kolumbien, es liegt aber deutlich unterhalb des Niveaus im Süden von Lateinamerika. Dabei ist Ecuador ein recht zivilisiertes Land mit guter Infrastruktur und dank Dollarisierung (der US-$ ist Landeswährung) auch mit stabiler Währung. Ein Mittagessen Almuerzo, bestehend aus Suppe, Hauptgericht (meist Reis mit Hühnchen) und Getränk kostet zwischen zwei und vier Dollar. Kauft man auf den Wochenmärkten ein und bereitet sich selbst das Essen zu, so gibt man etwa die gleiche Summe aus, als wenn man auf die günstigen Mittagsangebote zurückgreift. Das liegt daran, dass sich die Preise auf dem markt auch an der Menge, die man kauft und deinen Spanisch- und Ortskenntnissen bemisst. Eine Hostel-Nacht im einfachen Zweibettzimmer kostet für beide Gäste zusammen zwischen 15 und 30 Dollar. Für eine Stunde Busfahrt zahlt man etwa 1,50 $ pro Person. Organisierte Ausflüge in abgelegene Regionen der Anden oder des Regenwaldes können schnell über 100 € pro Person und Tag kosten, daher folgen weiter unten unsere Tipps für günstige und erlebnisreiche Alternativen.

Ein Quimbolito ist eine typische Süßspeise in Ecuador.


Ecuador bietet eine unfassbare Fülle an Vegetationszonen und Artenvielfalt. Das Land lässt sich grob in Costa (Küste), Sierra (Anden) und Oriente (Amazonas) gliedern. Jedes Gebiet ist durch ein anderes Klima und der daran angepassten Flora und Fauna gekennzeichnet. Unsere Highlights fassen wir im Folgenden kurz zusammen. Buckelwale kann man an der Küste zwischen Juni und September beobachten. Im Tiefland östlich der Anden finden sich außerdem die letzten Überreste des primären Choco-Regenwaldes mit zum Beispiel wunderbar bunten, tropischen Vogelarten. In den Anden liegen viele faszinierende Vulkane mit den unterschiedlichsten Höhen und Formen. Wer da nicht Lust auf eine Wandertour bekommt ist selber Schuld. Westlich des Gebirgs bereitet sich der Amazonas-Regenwald aus. Hier ließe sich theoretisch die unberührteste Landschaft Ecuadors besuchen. Zwischen den unterschiedlichen Gebieten liegt nicht mal eine Tagesreise mit dem Bus, denn die Nord-Süd und Ost-West Ausdehnung Ecuadors lässt sich sehr gut mit den Maßen von Deutschland vergleichen. Man spricht bei Ecuador auch von dem Land mit größter Artenvielfalt auf kleinster Fläche. Um das Land zu erkunden haben wir uns zwei Monate Zeit genommen und dennoch haben wir bei weitem nicht alles gesehen.


Zum Vergleich der Größe verschiedener Länder empfehlen wir: thetruesize.com/


Die Straßen im Land wurden in den letzten Jahren weitestgehend ausgebaut und man kommt auf ihnen schnell voran. Das Verkehrsmittel der Wahl sind Busse, die man nahezu überall anhalten kann und über Umstiege in Verkehrsknotenpunkten kommt man auch in jeden Ort. Die Busse werden vor allem von Einheimischen benutzt und sind nach europäischen Maßstäben sehr günstig. Der Komfort der Reise im Bus schwankt etwas, aber in der Regel sind die Busse, die längere Strecken zwischen großen Städten zurücklegen auch klimatisiert und zeigen Filme (auf Spanisch). Es gibt so gut wie keine Bushaltestellen, aber jede Stadt hat mindestens ein großes Terminal, bei dem man Tickets kaufen und zusteigen kann. Zusätzlich kann man unterwegs einsteigen, denn die Busse halten auf Handzeichen auch mitten in der Pampa an und nehmen Fahrgäste auf. Wenn man zwischendurch aussteigen will, dann empfiehlt es sich sein Gepäck im Fahrgastraum des Busses zu verstauen. Dann kann man auch an jedem beliebigen Punkt aussteigen, denn der Bus bleibt für dich einfach kurz am Straßenrand stehen - oder fährt zumindest nur noch Schrittgeschwindigkeit. Umso besser man Spanisch spricht, umso leichter ist das Busfahren in Ecuador. Man kann aber auch den Zielort auf einen Zettel schreiben, vorzeigen und dir wird geholfen werden.


Kühe und Lupinen in den Anden.

Was uns positiv aufgefallen ist, das ist die Hilfsbereitschaft vieler Ecuadorianer. Sie sind im Allgemeinen sehr freundlich und helfen auch ohne Eigennutz. Manchmal reicht es schon, wenn man ahnungslos hin und her guckt oder läuft und jemand bietet seine Hilfe an. Wir fühlten uns in Ecuador immer sicher, auch wenn in den großen Städten wie Guayaquil Vorsicht geboten ist. In den Städten spiegeln hohe Mauern und Elektrozäune das Sicherheitsbedürfnis der Bevölkerung wieder. Das sieht etwas befremdlich aus, weil man es aus Deutschland nicht kennt. Auch stehen in jedem größeren Laden oder an den Kreuzungen Sicherheitsleute. Man hat das Gefühl, dass diese Sicherheitsvorkehrungen vor allem zur Abschreckung dienen und den braven Bürgern ein gutes Gefühl geben. Jedenfalls hat man so als Reisender auch immer eine vertrauenswürdige Person zur Seite, wenn man nach dem Weg fragen oder ähnliches will. Man hat das Gefühl das Land schwanke immer wieder zwischen guter wirtschaftlicher Entwicklung und Rezession. Wir sahen jedoch keine schlimme Armut in dem Land.


Max und ein Lama.

Das Problem mit der wirtschaftlichen Entwicklung Ecuadors ist, dass die wirtschaftlichen Interessen nahezu überall dazu führen, dass die einzigartige Landschaft zerstört und der Lebensraum der Vielfalt an Tieren schrumpft. Riesige Plantagen der Ölpalme bedrohen den Regenwald. Mit schwindendem Wald verringern sich die Niederschläge und man kann beginnende Versteppung beobachten. Wo der Boden nicht durch vulkanische Asche gedüngt wird, dort kann man nichts über lange Zeit anbauen und irgendwann wächst nur noch Gras. Überall wo Straßen ursprüngliche Wälder erschließen, dort schreitet die Rodung kontinuierlich voran. Riesige Gebiete westlich der Anden sind bereits gerodet und von Grasland oder von Plantagen überzogen. Der Choco-Regenwald ist unterhalb von 500 m über dem Meeresspiegel bereits zu über 95% verschwunden. Die Nebelwälder in den Anden sind ebenfalls beträchtlich geschrumpft. Nur im Osten erstrecken sich noch große Flächen zusammenhängenden Waldes. Für die Wirtschaft des Landes ist des weiteren die Förderung von Öl ein bedeutender Faktor. Die wichtigsten Ölquellen liegen jedoch genau im Oriente, also dem artenreichen Amazonas-Regenwald im Osten Ecuadors. Die Regierung erlaubt selbst in den Naturschutzgebieten Straßenbau, Exploration und auch die Förderung. All dies bedroht die einzigartige Vielfalt in diesem Land. Die Problematik ist exemplarisch für das destruktive Verhalten der globalisierten Konsumgesellschaft. Die Produkte der Holz-, Palmöl- und Petro-Industrie sind für den Export gedacht. Für das komfortable und günstige Leben in den entwickelten Ländern Nordamerikas und Europas wird andernorts unberührte Natur für immer zerstört. Man kann der lokalen Bevölkerung also keinen größeren Vorwurf machen, als dem Konsumenten in Deutschland oder dem Manager, der in der Ausbeutung von Ressourcen einen finanziellen Vorteil für sein Unternehmen sieht.

Wir, glücklich am Quilotoa-Krater.


Das beste Erlebnis in Ecuador, mit überragenden Ausblicken und unschlagbarem Preis-Leistungs-Verhältnis, war unsere mehrtägige Tour zum Quilotoa. Man kann auch direkt mit dem Bus an den Vulkan mit Kratersee heranfahren, wir empfehlen jedoch den Aufstieg auf knapp 4000 m über mehrere Tage zu Fuß. Unterwegs lassen sich herrliche Erfahrungen machen. Wir haben die Unterkünfte selbst organisiert und unser Gepäck alleine getragen. Dabei blieb der nicht benötigte Großteil unseres Reisegepäcks in der nächstgrößeren Stadt zurück. (Link zum Blog-Eintrag) Um eine vergleichbare Tour wie wir zu machen sollte man sich etwa 4 Tage Zeit nehmen, beispielsweise kann man in Quito starten und auch dorthin zurückkehren. Der Quilotoa Rundweg liegt zwischen Quito und dem Tourismusort Banos. Einen Abstecher nach Banos können wir ebenfalls nur empfehlen, denn hier warten Aktion und Entspannung auf euch - je nachdem worauf man Lust hat. (Link zum Blog-Eintrag)

Anna hat im Regenwald auch noch die bestgetarnte Schlange entdeckt.


Ein Trip zu den Dschungel-Lodges im Amazonas war uns zu teuer. Stattdessen wanderten wir in ein privates Schutzgebiet mit primärem Regenwald westlich der Anden. Das Itapoa Gebiet im Choco-Regenwald kann mit einer Tagesreise zu Fuß vom nächstgelegenen Örtchen erreicht werden. Die Touren sind sehr rustikal und man muss mit einem einfachen Camp im Regenwald ohne Strom und Wasser - außer dem nahen Fluss - auskommen. Die Unannehmlichkeiten werden aber mit einem außergewöhnlichen und authentischen Erlebnis belohnt, dass auch nur halb so teuer ist, wie eine vergleichbare Tour zu einer Lodge im Amazonas mit fließendem Wasser und Elektrizität. Ein echter Geheimtipp! (Link zum Blog-Eintrag) Nähere Informationen findet man online auf der Homepage des Itapoa-Projektes oder im Hostal Itapoa, gelegen im Ort Puerto Lopez. Dieses Fischerdorf eignet sich hervorragend für die Buchung einer Walbeobachtungstour. (Link zum Blog-Eintrag)

Unberührter Regenwald, das Schutzprojekt Itapoa.


Alles in allem ist Ecuador sehr empfehlenswert. Bei insgesamt guter Infrastruktur ist noch immer ursprüngliche Natur zu finden. Die Bevölkerung ist vielschichtig und freundlich und es gibt echte Gastfreundlichkeit. Man kommt mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut von Ort zu Ort und findet sich mit auch mit geringen Spanischkenntnissen gut zurecht. Mit Küste, Gebirge und Regenwald bietet das Land abwechslungsreiche Landschaften, bei denen für jeden Geschmack etwas dabei sein sollte. Wer mehr über Ecuador lesen möchte, dem können wir den Lonely Planet Reiseführer empfehlen, den auch wir dabei hatten. Im Internet findet man weiterhin viele Reiseberichte. Wir haben uns zum Beispiel von Along Dusty Roads inspirieren lassen, unter anderen für die Tour zum Quilotoa.


Neugierige Kinder in den Anden.


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