Dienstag, 15. Mai 2018

Die Stadt des Löwen

Die Entstehungs-Sage von Singapur besagt, ein Prinz sei auf der Insel einem Löwen begegnet und von diesem so beeindruckt gewesen, das er die Löwenstadt gründete. Auch wir waren sehr beeindruckt, denn so eine moderne Megacity haben wir bislang noch nicht gesehen. Uns sagt die komfortable U-Bahn MRT sehr zu und mit unserem elektronischen Ticket kamen wir schnell, unkompliziert und gar nicht teuer überall hin. Ansonsten ist Singapur aber alles andere als günstig. Wir waren beim arabischen Viertel untergebracht. Hier stehen viele alte Paranakan-Häuser und dahinter erheben sich die Wolkenkratzer. Für ein winziges Zimmer von 3m², mit Doppelstockbett und Schimmelgeruch - dafür ohne eigenes Bad - zahlt man bereits über 35 € pro Nacht. Die Nähe zu den vielen türkischen Restaurants machte sich aber bezahlt, denn wir fanden eine günstige Pita-Bäckerrei, wo es auch köstliche Falafel und Hummus gab. Als Weltstadt bietet Singapur eine unfassbare kulinarische Vielfalt und man findet Essen aus jedem Kulturkreis. Viele importiere Produkte sind jedoch unverschämt teuer, denn sie werden eingeflogen. Wer Erdbeerkuchen aus Japan will, der kommt mit 10 € pro Stück nicht aus - um ein Beispiel zu geben. Alkoholische Getränke kosten dank horenden Steuern ein Vermögen. Ein Hefeweizen aus der Heimat schlägt im günstigsten Fall mit 5 € zu buche. Kauft man am falschen Ort ein, zum Beispiel einer Luxus-Mall, so kostet schon eine große Flasche Wasser 2 €.





Fußläufig war das indische Viertel zu erreichen, in dem man auf jeden Fall fündig wird, sollte man sich nach Stoffen umsehen wollen. Während man aus dem arabischen Viertel nach Little India läuft verändert sich das Angebot langsam von Teppichen und Lampen hin zu Seide und bestickten Stoffen. Anstatt Pita gibt es dann Chapati und man findet weniger Moscheen, stattdessen jedoch Hindu-Tempel. Die Gotteshäuser stehen außerhalb der Gebetszeiten auch für Besucher offen. Für uns war es das Paradies, denn indisch-arabisches Essen ist genau unser Ding und oft sind die Angebote vergleichsweise günstig. Nach Chinatown nahmen wir die MRT. Auch hier lässt sich so einiges Einkaufen. Wer zum Beispiel Heilmittel der chinesischen Medizin sucht, der wird hier auf jeden Fall fündig. Von getrockneter Flug-Echse am Spieß bis zu unzähligen Pilzen und Pflanzen kann man hier alles kaufen, für das es ein chinesisches Schriftzeichen gibt. Wie überall in der Stadt gibt es auch eine Fülle an Plastik-Souvenir-Firlefanz - je nach Viertel mit der entsprechenden kulturellen Einfärbung. Wir kaufen in Singapur lieber nichts ein, denn das meiste brauchen wir nicht und die Produkte sind auch nicht wirklich billig zu haben. Wenn man nicht aufs Geld achten muss, dann macht Singapur sicher großen Spaß. Wer günstig Essen will, der sollte das Angebot in einem Hawker Stall probieren. Prata sind indisch inspirierte Fladen, die man mit Curry ist. Wir fanden auch den aus China stammenden Carrot Cake empfehlenswert. Dieses herzhafte Pfannengericht enthält allerdings weder Möhren noch hat es irgendetwas mit Kuchen zu tun.  





Es gibt aber auch kostenfreie Angebote, die wir ausgiebig genutzt haben. Bei Einbruch der Dunkelheit ziehen einen die Lichter der Großstadt und die imposante Skyline in den Bann. Die Gardens by the Bay zeigen eine eindrucksvolle Licht-Show mit Musik bei den Supertrees. Diese 25 bis 50 m hohen Metallstrukturen sind bepflanzt und mit farbigen Lichtern bestückt. Neben dem Supertree Grove gibt es in den Gärten noch mehr zu sehen, die klimatisierten Glaskuppeln mit Cloudforest und Tulpenfeldern kosten allerdings Eintritt - den haben wir uns gespart. Unweit der Gärten kann man die Lasershow Spectra bewundern, die ebenfalls nichts kostet. Hier werden Figuren und Muster auf eine von Brunnen erzeugte Nebelwand projeziert. Rings herum tanzen die Fontänen aus beweglichen Wasserdüsen zur Musik der Show. Bei Clarke Quay lässt sich das Treiben der Besucher zwischen den teuren Restaurants und Bars beobachten und mann kann vom Parkdeck des Einkaufzentrums die farbig beleuchtete Szenerie betrachten, ohne auch nur einen einzigen Singapur-Dollar auszugeben. Manchmal war uns aber auch nach Geld ausgeben zu mute und wir probierten im Verlauf des Aufenthaltes einige fancy Veggi-Burger mit Patties auf Grundlage von Kartoffeln, Pilzen oder Pulled Jackfruit. Der Botanische Garten ist Weltkulturerbe und kostenlos. Die Orchideen-Gärten kosten allerdings 5 S$ Eintritt pro Person. Wir fanden die gepflegten Grünflächen und die Blütenpracht sehr ansprechend.









Schlussendlich haben wir uns noch einen Wunsch erfüllt und sind in das S.E.A. Aquarium auf der kleinen Insel Sentosa gegangen. Für 39 S$ (25 €) gibt es über 100.000 marine Tiere zu sehen. Die Ausstellung besteht aus verschiedenen kleineren Aquarien und einigen super Tanks. Wir lieben ja die Unterwasserwelt und hatten große Freude an den Rifffischen, Haien und Rochen. Im Zoo kann man die Tiere natürlich viel entspannter beobachten und sie verschwinden nicht so schnell aus dem Sichtfeld. Zu beobachten wie elegant sich ein Manta-Rochen durch das Wasser bewegt weckt den Wunsch solch ein Tier in freier Wildbahn zu treffen. Auch die Merkmale der Haie in Ruhe zu studieren hilft sicherlich, die verschiedenen Arten zu unterscheiden, wenn man im Meer auf ein solches Tier stößt. Wir waren am Muttertag auf Sentosa und es war sehr viel los. In dem Geschrei und Gewimmel vor den Glasscheiben konnte man nur mit sehr viel Geduld das schöne Erlebnis genießen. Leider ist zu beobachten, wie viele Besucher nur schnell zum Sichtfenster huschen, ein Bild machen und weitergehen. An den Schaubildern, die erklären wie wir Menschen die Weltmeere beeinflussen und was man selbst zum Schutz machen kann bleibt so gut wie niemand stehen. Außerdem war eine ganz besondere Spezies anzutreffen: Bei jedem Bild, dass mit dem Selfie-Stick aufgenommen wurde, musste auch das eigene Gesicht im Motiv sein. Ein Haufen selbstverliebter Menschen ist im Grunde genauso faszinierend zu beobachten, wie die Tiere hinter Glas. Allerdings haben diese Selfie-Menschen lange Metallstangen an ihren Smartphones und man muss geschickt ausweichen, wenn nicht so smarte Individuen damit herumfuchteln.





Singapur hat mit Sicherheit noch mehr zu bieten. Auf Sentosa reiht sich eine Attraktion an den nächsten Themenpark. Auch das Kolonialviertel verspricht interessante Ansichten. Die Orchard Road soll neben dem Nationalmuseum auch noch hochmoderne Malls bieten. Aber irgendwie brauchten wir eine Pause und die Stadt war uns zu teuer und die Unterkunft zu unansprechend um einfach gar nichts zu machen. Wir haben in 4 Tagen 390 € ausgegeben. Gleich neben der Grenze liegt die malaiische Stadt Johor Bahru. Hier kann man sich in günstigen luxuriösen Hotels erholen, ebenfalls gutes Essen genießen, aber weniger dafür ausgeben und in den Malls und auf dem Markt bekommt man alles was man braucht für einen Bruchteil des Preises in Singapur. Wir wollen damit nicht sagen, dass sich ein Besuch der Löwenstadt nicht lohnt, aber man muss sich klar sein, dass es dort deutlich teurer ist, als in jedem anderen Land Süd-Ost-Asiens. Wir hatten viel Spaß während unseres Abstechers, sind aber nun auch glücklich wieder in Malaysia zu sein.


2 Kommentare:

  1. Tolle Bilder insbesondere auch von den Garden by the Bay. LG und Frohe Pfingsten aus dem Hattingen

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  2. Vielen Dank.
    Meine Favoriten sind die bunten Bilder von Clarke Quay.
    Ganz liebe Grüße zurück!
    Max

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