Jonas und Lisa kamen früh morgens in Kuala Besut an. Anna erfragte im Vorfeld bei den Besitzern, ob uns die beiden zum Frühstück in unserer Unterkunft besuchen könnten. Das würde wohl kaum ein Problem sein, dachten wir, denn wegen des Ramadan waren sowieso alle vor Sonnenaufgang wach um zu Essen bevor den Tag über gefastet würde. Irgendwie schien Annas Frage aber missverstanden worden zu sein, denn um 5 Uhr morgens begann die Hausherrin für uns zu kochen. Entweder es war die malaiische Gastfreundschaft, oder einfach Neugier, die unsere Gastgeber dazu veranlasste herzhafte Speisen von Hühnchen bis frittierte Fischcracker aufzutischen und mit uns auf Lisa und Jonas zu warten um dann gemeinsam zu essen. Sehr lieb gemeint, aber irgendwie obskur, denn wir wollen gar keine Fischcracker frühstücken und außerdem wurden ständig Selfies geschossen, während wir mit Schlafzimmerfrisur Melone zu Saft blendeten oder uns um den Tisch gruppierten. Höflich aßen wir von den angebotenen Speisen, dann ging es los zum Jetty.
Nachdem Anna und Max die Perhentian Inseln bereits als Traum-Ziel identifiziert hatten, trafen wir uns mit Jonas und Lisa um dort dem Inselleben zu Frönen und nach Möglichkeit zu Tauchen. Wie schon beim letzten Aufenthalt wurde unsere Zeit auf den Inseln zu aller erst vom zur Neige gehenden Bargeld begrenzt, da sich dort keine Geldautomaten befinden. Unsere guten Erfahrungen mit dem Divecenter Turtle Bay Divers folgend, hielten wir uns an deren Empfehlung und quartierten und auf der größeren Insel (Malaiisch groß = besar) bei Mama’s Chalet ein. Dank der im Ramadan niedrigen Besucherzahlen ließ sich der Preis auf 80 RM pro Bungalow und Nacht drücken, sollten wir mindestens 5 Tage lang bleiben. Die Niederlassung von Turtle Bay Divers auf Perhentian Besar befindet sich nach Monsun-Schäden gerade im Wiederaufbau, aber es gibt für Taucher einen vom Divecenter organisierten Transfer von großer Insel zu kleiner Insel, die ja ohnehin sehr dicht beieinanderliegen. Bei Azis, der überraschend gut Deutsch spricht und meist die Reiseagentur in Mama’s Chalet besetzt, lassen sich übrigens ausgezeichnet gepflegte Schnorchel-Ausrüstungen ausleihen.
Wir kamen ja sehr früh auf der Insel an und konnten so schon den ersten Tag nutzen, um Schnorcheln zu gehen und eine Absprache für Tauchgänge am nächsten Tag zu treffen. Unser erster Schnorchel-Trip zu viert ging die Süd-West Seite der Teluk (Bucht) Pauh entlang, die sich von Mama’s bequem zu Fuß erreichen lässt. Wir glücklichen bekamen neben etwa fünf verschiedenen Arten von kleineren Papageifischen und den üblichen Wirbellosen Riffbewohnern wie Riesenmuscheln und Tannenbaum-Würmern auch eine Schule von 12 großen Büffelkopf-Papageifischen und zwei verschiedene Schildkröten zu sehen. Ein Exemplar war eine wahrlich riesige Grüne Schildkröte, deren Panzer im Durchmesser sicherlich 1,2m maß. Ein gigantisch schönes Erlebnis. Wir fühlten uns wohl und gaben schon beim Schnorcheln acht darauf niemanden zu verlieren – ein gutes Team zum Tauchen. Anna tauchte sogar ab um Müll aus dem Riff zu fischen. Es war außerdem die erste von vielen Gelegenheiten den neuen Rotfilter zu testen, den Max für seine Actioncam gekauft hatte und der Unterwasserbilder mit einer besseren Farbtreue versprach.
Am nächsten Tag ging es mit Divemaster Kevin zum Polizei-Wrack auf 18m Tiefe. Leider hatte Lisa Probleme mit dem Druckausgleich und so mussten Anna, Max und Jonas ohne sie absteigen. Die Sicht wechselte von mäßig bis schlecht, je nachdem an welcher Seite der absichtlich versenkten Boote wir uns gerade befanden. Jonas erspähte einen besonders gut getarnten Scorpionfish, Max enttarnte auch den regungslosesten Pipefish. Wir ließen uns von Kevin einen Banded Boxer Shrimp zeigen und erfreuten uns an den großen Fischschwärmen, die sich um die Wracks bewegten. Angel-, Rabbit- und Squirrelfish gab es auch zu sehen. Am Nachmittag ging es zur Divesite Tanjung Basin direkt neben Perhentian Besar. Ansonsten eher selten, waren Yellow Boxfish Juvenile diesmal in jeder zweiten Spalte zu entdecken. Titan- und Yellow-Margin Triggerfish ließen uns unbehelligt passieren und wir endeckten weitere Besonderheiten wie Six-Banded Angelfish, Tail-Fin Batfish und eine von Remonas begleitete Green Sea Turtle.
Den darauf folgenden Morgen konnte sich nur Max dazu aufraffen früh schnorcheln zu gehen, bevor die Sonne allzu hoch stand. Er lief und schwamm die Küstenlinie Richtung Süden, so dass er den Fish Point - ein Ziel der täglichen Schnorchel-Touren - noch vor Eintreffen der ersten Tour-Boote erreichte und diesen Traumspot ganz allein erkunden konnte. Besonders beeindruckend waren die riesigen Anemonen, die sich zwischen bunten Geweih- und Boulder-Korallen festgesetzt hatten und extrem viele und auch große Clownfische beherbergten. Auf dem Rückweg wurde noch angespülter Müll eingesammelt. Wenn wir einen Ort besuchen ist er danach immer noch hübscher als zuvor. Um selbst nicht noch weiter zum Müllproblem beizutragen verwendeten wir sehr ausgiebig unseren Wasserfilter. Das schont nicht nur den Planeten, sondern auch den Geldbeutel, denn auf Perhentian Besar kosten 1,5l Wasser knapp einen Euro.
Später, kurz vor Sonnenuntergang, erschnorchelten Jonas uns Max noch die Nord-Ost Seite der Teluk Pauh. Jonas, der diesmal die Aufnahmen unter Wasser übernahm, blieb etwas hinter Max zurück, der sich von einem größeren Abstand zum Strand bessere Sicht und interessantere Sichtungen versprach. Ungeduldig drehte er sich zu Jonas um und wollte ihn zur Eile antreiben, da erschien direkt zwischen den beiden ein junger Black Tip Reefshark. Ein gedämpfter Schrei in den Schnorchel später und die flache Hand mit der Kante an den Kopf schlagend machte Max Jonas auf den Hai aufmerksam und dieser startete eine tolle Aufnahme. Man weiß eben nie wann und wo man ein tolles Tier sieht und Eile hat im Wasser noch nie zu besseren Entdeckungen geführt. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass in einem Team zu schwimmen und über die Entdeckungen eines jeden Einzelnen zu Kommunizieren mehr Sichtungen pro Exkursion bedeuten, als einfach nur mit einem paar Augen das Wasser abzusuchen.
Link zum Unterwasser-Video
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Eine weitere schöne Beobachtung während des Schnorchel-Ausflugs der zwei Brüder waren verschiedene Schwärme kleiner Fische, aber mit einer großen Anzahl an Individuen, die zwischen den Felsen Schutz vor Räubern suchten. Ihre silbrig-schimmernde Masse war nun wirklich nicht zu übersehen und man fand sich mitunter umringt von Hunderten zuckender Leiber mitten im Schwarm wieder. Ein Schwarm von vielleicht 70 Papageifschen stellte für uns eine neue quantitative Superlative an Tieren dieser Gattung dar. Mehrmals schwamm Max in flachem, trüben Wasser fast in einen Federschwanz-Stechrochen hinein. Nicht dass das Tier nicht groß genug gewesen wäre – mit über einem Meter Länge war es ein imposantes Wesen – aber halb verbuddelt und sandfarben war das Max immer in Reichweite des Stachels, bevor er es entdecken konnte. Zum Glück war der Rochen geduldig und nicht aggressiv und entschied sich ein ums andere Mal für die Flucht nach vorn, anstatt Max anzugreifen. Wir haben den Armen auch nicht absichtlich verfolgt, sondern sind nur immer wieder zufällig auf ihn getroffen.
Leider hatte Anna mit einer leichten Entzündung im Ohr und Lisa mit einer Erkältung zu tun, so mussten Jonas und Max allein zum Tauchgang am Sugar Wreck aufbrechen. Das Schiff versank vor 18 Jahren nach Motorausfall in einem Monsun-Sturm und bietet zahlreichen Unterwasser-Lebewesen ein zuhause und Tauchern eine spannende Divesite. Das Wrack liegt auf der Seite und beginnt zu kollabieren, dennoch handelt es sich nach wie vor um eine große Konstruktion mit knapp 30 m Länge und über 10 m Höhe. Das Terrain ist ein Minenfeld von Seeigeln und wird durch seine Bewohner noch gespenstischer, als es ein versunkenes Schiff sowieso schon ist. Giftige Common Lionfish und Zebra Lionfish machen mit ihren bunten Stacheln keinen Hehl aus ihrer tödlichen Fracht. Aus den Löchern im Rumpf und im endlosen Blau rings herum blicken die Starry Pufferfish anteilnahmslos ins Leere – noch nie haben wir so viele und so große Exemplare gesehen. Im Sand zeigte uns Kevin eine Mantis Shrimp, die in ihrer Höhle auf Beute lauerte. Wegen der Strömung an diesem Tag und den zahlreichen Gefahren, die vom Wrack und seinen Bewohnern ausgingen war es ein eher anspruchsvoller Tauchgang, aber ganz bestimmt einer der interessantesten bisher. Max hatte mit leichten Kopfschmerzen aber keine Lust auf einen zweiten Abstieg an diesem Tag und so ging es für Jonas mit einer anderen Gruppe ohne die restlichen Drei wieder ins Wasser.
So cool, dass ihr zusammen taucht. Klingt nach Ben tollen Spot!! Und der mantis shrimp!!!
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