Sonntag, 31. Dezember 2017

Phnom Penh

Viele besondere Erlebnisse gibt es aus Phnom Penh, der Hauptstadt Kambodschas, nicht zu berichten. Dafür können wir allerdings mit ein paar Alltagsgeschichten aufwarten. Max kränkelt die ganze Zeit und daher hängen wir meist in und um unsere Unterkunft rum.

Für die Anreise aus Siem Reap haben wir ein etwas ausgefallenes Transportmittel gewählt. Mit dem Speedboat (40 $ p.P.) ging es über den Tonlé Sap, den Kaoh Tonlea und einen Fluss, der nur einen Khmer Namen zu haben scheint (könnte kein Europäer auf unserer Karte entziffern) bis zum Mekong in Phnom Penh. Der Himmel war am Reisetag ziemlich grau. Es war interessant die vielen Pfahlbauten und Hausboote, sowie die Fischer auf ihren kleinen Kähnen zu beobachten. Unterwegs sieht man ganze Dörfer auf meterhohen Stelzen, die in der Regenzeit aber nur wenig über dem Wasserpegel liegen. Andere Dörfer wiederum bestehen komplett aus Hausbooten. Das ist sicherlich die beste Anpassung an den jährlich pulsierenden Wasserstand des Herzens von Kambodscha.





In Phnom Penh sind wir direkt an der Uferpromenade untergebracht, dort wo der Fluss mit unbekanntem Namen in den Mekong mündet. Unser Zimmer liegt im 5. Stock und ist mit Satelliten TV und Klimaanlage optimal ausgestattet um mit viel Ruhe wieder gesund zu werden. Über uns liegt die Sky-Bar mit Blick über Stadt und Fluss. Dort essen wir immer unser Müsli und Tütensuppen, denn wir sind wie immer knausrig unterwegs. Die Preise des Dach-Restaurants liegen nämlich nur knapp unter deutschem Niveau. Die Sonnenauf- und -untergänge sind zum Glück im Zimmerpreis inbegriffen. ;-) ( Harmony Riverside, 26$ pro Nacht)

Die kambodschanische Küche mit viel Fleisch und Zucker meiden wir weiterhin. Wenn wir beim Inder am Fluss essen, (Mother India hat eine gute Preis-Leistung bei den vegetarischen Gerichten) haben wir schon gelernt, eher im Lokal als an der Straße zu sitzen. Ansonsten wird man beim Essen alle drei Minuten angebettelt, denn die Armut vieler Menschen steht in krassem Gegensatz zum finanzstarken Klientel der Uferpromenade. Außerdem können wir das Surn Yi Mei Shi Guan empfehlen, ein günstiges vegetarisches Restaurant wenige Blocks süd-westlich mit einer großen Auswahl, unter anderem leckeren Burgern und Nachtisch.

Für den, der meint nicht auf Fleisch verzichten zu können, gibt es die Empfehlung beim lokalen Markt vorbeizuschauen. Die Stände bei den teilweise schlammigen Straßen, garniert mit allen Arten von Müll - inklusive Blut und Innereien - , deren Dreck von Mopeds in alle Richtungen verteilt wird, sind von dem säuerlichen Geruch alten Fleisches eingehüllt. Wer sich nach dem Anblick von zerhacken Tieren auf Holztischen am Straßenrand bei 30°C keine vegetarischen Speisen bestellen will - Bitte schön, guten Appetit!

Dazu können wir noch eine Anekdote zum Besten geben. Und zwar gibt es in Kambodscha viel weniger Straßenhunde als zum Beispiel in Lateinamerika. Die werden wohl gegessen, haben wir erfahren. Mahlzeit! Ratten auch. Also Vorsicht bei billigem Fleisch in Kambodscha.

In Phnom Penh lebt auch die reiche Oberschicht des Landes. Auf dem Weg zu einem großen Einkaufszentrum läuft man an umzäunten Villen und den umfriedeten Botschafts-Gebäuden vorbei. Dies scheint eine gute Wohngegend zu sein. Überall sieht man gelangweiltes Sicherheitspersonal, das mit dem Blick auf das Smartphone gerichtet oder in das gemeinsame Kartenspiel vertieft höchst zuverlässig wirkt. In der Mall fühlt man sich schließlich wie in einem anderen Land und nach etwa einer Stunde hat man vergessen, dass man in Kambodscha ist.

Verlässt man die klimatisierte Mall als Insel der modernen, westlichen Konsumgesellschaft, so trifft einen die 30°C Realität wie ein Schlag. Man kann wieder keine 50 m weit laufen, ohne auf Müll zu stoßen. Überhaupt scheint niemand außer uns zu laufen, denn man wird quasi andauernd und ständig gefragt, ob man ein Tuktuk braucht. Anna antwortet schon gar nicht mehr auf die Frage. Max werden außerdem ständig ungefragt Tickets für Kickboxen und noch öfter Marihuana angeboten. Eigentlich läuft er die ganze Zeit kopfschüttelnd durch die Straßen um die vielen Angebote abzulehnen und wenn er sich nicht mit Anna unterhält, dann redet er sich mit der Phrase No, thank you! den Mund fusselig.

Als Sparfüchse haben wir den Kühlschrank im Hotelzimmer schon mit Getränken für heute Abend gefüllt. Wir werden den Jahreswechsel auf dem Dach im 7. Stock mit Blick über die Metropole Phnom Penh und den Megafluss Mekong verbringen. Bilder und Videos von der Party und Feuerwerk versuchen wir dann zeitnah hochzuladen. Dann könnt ihr sehen, wie wir feiern, obwohl es in Deutschland noch gar nicht so weit ist. Wir beginnen 2018 ganze sechs Stunden vor euch in der Heimat. Wenn ihr dann anstoßt, liegen wir schon im Bett. Silvester nicht mit unseren Freunden zu feiern ist hart, denn wir hatten so eine tolle Tradition mit unserer Partyclique in Würzburg. Bitte schreibt in die Kommentare wie ihr Neujahr feiert! Wir vermissen euch!



Dienstag, 26. Dezember 2017

Angkor Wat

Die Hauptattraktion bei Siem Reap, Angkor Wat, haben wir uns für den Weihnachtstag übrig gelassen. Zwar sind um die Mittagszeit weniger Menschen dort, als Morgens, aber obwohl die Anlage sehr weitläufig ist, waren uns noch zu viele Menschen dort. Man kann sehr schöne Reliefs bewundern und der Tempel imponiert mit seiner schieren Größe, während er dennoch detailreich ist und aus der Entfernung fast filigran wirkt. Wir haben jedenfalls die verschiedensten Innen- und Außenansichten aufgenommen und die Anlage aus der Entfernung auch im Licht der unter- und aufgehenden Sonne betrachtet. Da lohnt es sich mehrere Tage zu verweilen.

Max war hin und her gerissen zwischen genießen und den anderen Touristen auf die Finger zu klopfen. Die konnten es nicht lassen, die Reliefs mit ihren Fingern zu betatschen. Viele Chinesen und Westler geben nichts auf die Regeln in den Tempelanlagen und fassen nicht nur alles an, sondern schnattern und laufen mit Hut oder schulterfrei herum. Eine Frau hatte sogar eine Flasche Bier dabei. Wer den Geist der alten Tempel erfahren will, dem raten wir seine Zeit eher in den kleineren Anlagen rings um Angkor Wat zu verbringen. Das Hauptmonument ist einfach eine Touristenattraktion. 

Link zum Tempel-Video










Wenn man die Architektur und Kunst der Hochkultur der Khmer entdeckt, dann fragt man sich was in Zukunft wohl von uns ausgegraben wird. Wird überhaupt jemand da sein um über unsere Hinterlassenschaften zu stolpern? Wahrscheinlich sind unsere einzigen Hinterlassenschaften die Millionen Tonnen von Plastikmüll und die unfruchtbaren, versiegelten und verdichteten Flächen. Auch wenn sich viele das Ende unserer Kultur nicht vorstellen können, so lehrt und das Schicksal der Inka oder Khmer, dass jedes noch so überlegen scheinende Volk irgendwann an seinen Problemen scheitert.

Zu den Problemen unserer globalisierten Welt gehört neben dem Müll auch die Ungleichverteilung von Wohlstand. Beides springt einen in Kambodscha und gerade in einer touristischen Region wie Siem Reap geradezu an. Auf der Straße sieht man dicke SUVs und Bettler direkt nebeneinander. Kinder die in den Tempelanlagen Postkarten verkaufen verdienen mehr als ihre Väter auf den Feldern. Als Reisender weiß man nicht, wo man mit seinem Geld hilft und wo man eher schadet. Denn Kinder, die Geld auf den Straßen verdienen gehen offenkundig an diesem Tag nicht zur Schule. Wir haben aber auch erfahren, dass sich manche Kinder aber nur so wenigstens ein paar Tage Schule pro Woche leisten können.

Ein verbreiteter Trick um Touristen um Geld zu erleichtern ist es mit einem Säugling im Arm um Geld für Milchpulver zu betteln. Man wird in einen Laden geschleppt und dort überredet das 'beste' Milchpulver zu kaufen. Dahinter steckt jedoch eine Mafia, denn das Milchpulver wird später zurückgegeben und das Geld kommt nicht den Kindern zu gute, sondern versickert in den Taschen nicht so armer Kambodschaner. Hier gibt es durchaus reiche und einflussreiche Familien, haben wir erfahren.

Unsere Zeit in Siem Reap über waren wir im Firefly Guesthouse - The Berlin Angkor untergebracht. Mit dem deutschen Besitzer zu reden hat uns viele interessante Einblicke in das Land ermöglicht und wir hatten dort eine angenehme Zeit in schönem Ambiente. Es gibt kostenlose Leihräder, die jedoch ziemlich ramponiert sind. So waren wir aber mobil und konnen sowohl die Ruinen, als auch die Innenstadt erkunden. Das Firefly ist praktischer Weise etwa auf halben Weg zwischen Innenstadt und Angkor Wat. Ganz in der Nähe ist ein lokaler Markt, bei dem wir uns mit Zutaten zum Kochen eindecken konnten. Das Firefly hat eine einfache Gästeküche auf der überdachten Dachterasse, von der wir eifrig gebrauch gemacht haben.

Die Khmer-Küche ist zu unserem Leidwesen sehr fleischlastig und süß - eine Kombination auf die wir nicht so stehen. Wir haben ein Fisch-Amok probiert, das war ganz gut. Burger mit Kokos-Geschmack oder süße Pizza waren Khmer-Interpretationen geliebten Fastfoods, die wir eher nicht mochten. Wir waren mehrmals indisch essen und können das Royal Indian mit sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis empfehlen. Ansonsten versucht man den Touristen neben Süßkram und Fruchtshakes auch Marihuana anzudrehen. Es gibt wohl auch happy herb pizza mit entsprechender Spezialzutat.

Samstag, 23. Dezember 2017

Tempel von Angkor

Tempel Banteay Kdei


Da wir inzwischen schon wieder so viel erlebt und hunderte Fotos geschossen haben, ist es wohl Zeit für einen kurzen Zwischenbericht von den archäologischen Stätten um Angkor Wat. Bisher haben wir 4 Tage in den Tempeln verbracht - und haben die vermeintliche Hauptattraktion Angkor Wat selbst bisher noch gar nicht betreten. 

Am ersten Tag haben wir mit Fahrrädern die kleine Runde gegen den Uhrzeigersinn abgefahren. Schon der erste Tempel, Prasat Kravan, hat uns mit den filigranen Inschriften an den Türrahmen sehr gut gefallen, obwohl dieser Tempel eigentlich sehr klein ist. Die kleineren Anlagen sind allgemein nicht so sehr von Touristen mit Tagesticket frequentiert und uns gefiel es immer besonders gut, wenn wir so gut wie alleine in den unterschiedlich stark verfallenen oder restaurierten Ruinen unterwegs waren.

Es ging weiter zum Banteay Kdei, der schon ziemlich unserer Vorstellung von hinduistisch-buddhistischen Tempelruinen entspricht. Es gibt tolle Flachreliefs und imposante Türme, alles überwuchert mit Flechten, die die massiven Steinklötze dekorativ verzieren. Was sollen wir sagen - eigentlich gibt es noch viel größere Heiligtümer auf dem weitläufigen Gelände, aber für uns war dieser Tempel schon der Hammer.

Relief in Banteay Kdei

Relief in Banteay Kdei
Banteay Kdei
Als nächstes machen wir Station beim großen Tempel Ta Prohm, dem touristischen Highlight auf unserer Tagesroute. Was den Massen so gut an dieser Anlage gefällt ist das Indiana Jones bzw. Tomb Raider Gefühl, durch die von den Wurzeln einiger Baumriesen umschlungenen Ruinen zu wandern. Allerdings mussten wir uns schon anstrengen bei unseren Aufnahmen nicht auch die Baukräne und Co für die Instandhaltungsmaßnahmen, oder die Touristengruppen mit abzulichten, die in dieser Anlage allgegenwärtig sind.

Innenhof von Ta Prom

Innerhalb von Ta Prom

Baumiese - Anna for scale

Blick auf Ta Prom innerhalb der zweiten Außenmauer


Es ging weiter über Ta KeoChau Say Tevoda und Thommann. Allesamt schöne aber eher kleine Tempelbei welchen es schwer fällt ein Alleinstellungsmerkmal zu definieren. Um den Sonnenuntergang auf dem Berg des Phnom Bakheng zu beobachten machten wir uns auf den Weg durch die Tore von Angkor Thom. Da immer nur 300 Leute auf ein mal hinauf gelassen werden, waren wir an diesem Tag zu spät dran und beschlossen uns für den nächsten Tag nichts anderes vorzunehmen, als nach einem entspannten Vormittag mit Kochen wieder loszuradeln, zum Phnom Bakheng aufzusteigen, das Areal von oben zu beobachten und den Sonnenuntergang abzuwarten. Leider war eine dicke Wolke im Weg und man konnte keinen feuerroten Himmel sehen. Der Blick von oben auf Angkor Wat ist aber etwas besonderes und auch ein nicht ganz perfekter Sonnenuntergang ist immer noch etwas schönes. 

Warten auf den Sonnenuntergang

Blick von Phnom Bakheng auf Angkor Wat

Warten auf den Sonnenuntergang

Panorama von Phnom Bakheng
Mönch im Licht der untergehenden Sonne



Sonnenuntergang bei Phnom Bakheng

Am nächsten Tag haben wir mit Hilfe eines Tuktuks die große Runde in Angriff genommen. Es ging zuerst zum Preah Khan, ein Riesenteil mit allem was man sich nur wünschen kann: wurzelumschlungenen Mauern, kunstvollen Reliefs, Statuen, Türmen und gigantischen Steinquadern. Die nächste Station, Ta Som, ist eine etwas kleinere Anlage, aber auch mit allem drum und dran und sehr hübsch.

Auf dem Weg zum Tor von Preah Khan

Im Innenhof von Preah Khan

Blick aus Preah Khan auf einen Seitenflügel

Musste kommen rein, dann kannste gucken raus






Tor zu Ta Som



Der Jayatataka liegt in einer großen rechteckigen Wasserfläche, die ihm einen mystischen Touch verlieht, ist aber ansonsten eher unscheinbar. Banteay Samre hat uns gut gefallen, weil wir dort wieder fast alleine unterwegs waren, ist jedoch eine massive Anlage und erinnert irgendwie eher an eine Burg als an einen Tempel. Uns haben die zahlreichen filigranen Verzierungen an anderen Tempeln besser gefallen. Etwas ähnliches gilt für Pre Rup, was zwar mit hohen Türmen auf einem großen Sockel aufwarten kann, uns aber nicht so sehr mitreißen konnte wie die von Bäumen überwucherten Anlagen zuvor. Vielleicht waren wir aber auch schon ein bisschen out-tempeled am Nachmittag dieses lagen dritten Tages mit der großen Runde.



Am vierten Tag wurden wir vom Tuktuk um 5 Uhr morgens abgeholt um den Sonnenaufgang hinter Angkor Wat anzusehen. Das war wirklich ein herrlicher Anblick und wir haben so viele Fotos gemacht wie wir konnten. Danach ging es zum entfernt liegenden Tempel Banteay Srei, einem weiteren unserer Highlights. Wir waren so früh angekommen, dass wir die herrlichen Reliefs in rotem Sandstein noch fast alleine betrachten konnten. Diese Anlage ist zwar nicht sehr groß, hat aber die am besten erhaltenen und feinsten Steinmetz-Arbeiten, die wir hier bisher gesehen haben. Diese Eindrücke waren es auf jeden Fall wert etwas weiter gefahren zu sein. Auf dem Rückweg machten wir noch Station beim Landminen-Museum und einem Schmetterlings-Zentrum. Beim ersten, einer gemeinnützigen Einrichtung, können wir den Besuch uneingeschränkt empfehlen - auch wenn es dort harte Kost zu verdauen gibt. Danach heitern einen die Schmetterlinge wieder auf, doch leider waren zu dieser Jahreszeit nicht so viele Exemplare und Arten zu bewundern.  

Sonnenaufgang bei Angkor Wat 

Sonnenaufgang bei Angkor Wat

Sonnenaufgang bei Angkor Wat

Sonnenaufgang bei Angkor Wat

Sonnenaufgang bei Angkor Wat

Sonnenaufgang bei Angkor Wat

Sonnenaufgang bei Angkor Wat

Sonnenaufgang bei Angkor Wat

Seerosen, von denen in den Wassergräben der Tempel viele wachsen

Feine Reliefs in rotem Sandstein, Tempel Banteay Srei

Feine Reliefs in rotem Sandstein, Tempel Banteay Srei

Feine Reliefs in rotem Sandstein, Tempel Banteay Srei

Feine Reliefs in rotem Sandstein, Tempel Banteay Srei

Feine Reliefs in rotem Sandstein, Tempel Banteay Srei

Feine Reliefs in rotem Sandstein, Tempel Banteay Srei

Feine Reliefs in rotem Sandstein, Tempel Banteay Srei

Tempel Banteay Srei

Tempel Banteay Srei
Landminen-Fakten

Eine Story im Landminen-Museum