Was uns in Cuenca wirklich gefällt, sind die vielen kolonialen Kirchen. Kathedrale, Dom und dutzende mehr sind von außen und innen schön anzusehen. Mit insgesamt 52 Gotteshäusern lässt das einstige religiöse Zentrum der Region selbst das fürstbischhöfliche Würzburg verblassen.
Womit wir uns am liebsten die Zeit vertreiben ist essen. Wir genießen die Abwechslung aus Selbst-kochen, ecuadorianischen Küche und beim Perser (“algeria”), Thailänder (“Thai Connection”) und Pakistani (“Mera Pakistan”) waren wir auch schon. Da bekommen wir dann unsere Dosis Zitronengras und Koriander sowie auch endlich einmal gute Falafel auf diesem Kontinent. Wir merken, dass wir uns in Deutschland sehr abwechslungsreich ernährt haben. Bei uns daheim kann man schließlich diverse Zutaten und Spezialitäten aus aller Herren Länder einfach im Supermarkt kaufen und es gibt auch Restaurants mit Speisen aus Okzident, Orient, ganz-fern-ost und überall-her. Das haben wir bisher sehr vermisst. Man sollte meinen, dass man auf einer Weltreise sehr abwechslungsreich isst, was im Laufe der ganzen Reise auch sicher stimmen wird. In vielen Regionen bleibt man jedoch so lange bis die lokale Küche etwas eintönig wird. Die importierten Zutaten aus der ganzen Welt, welche wir in Deutschland recht günstig im Discounter finden, sind in anderen Erdteilen offenbar teuer und schwer zu kriegen. Wir stören uns nicht an den relativ hohen Preisen und genießen das gute Essen. Diese Abwechslung wird hier nur in größeren und touristischen Städten geboten und wer weiß, wann wir in Ecuador oder Peru wieder die Gelegenheit haben Fernöstliche Küche zu bekommen. Die empfehlenswerten Restaurants, die wir ausprobiert haben, liegen in der Straße “Honorato Vázques” zwischen “Presidente Borrero” und “Hermano Miguel”.
Richtig gut finden wir die vielen Kneipen in unserem Viertel. Viele bieten Craft-Bier an und spielen fetzige Musik. Wir haben uns eine Kneipe mit coolen Design ausgewählt, bei der es exklusiv das Bier einer Mikrobrauerrei zu trinken gibt. Das “La Compañia” liegt auch an der Ecke zwischen den Straßen “Honorato Vázques” und “Presidente Borrero”. Zum ersten Mal seit Deutschland haben wir Maßkrüge gesehen. Die Betreiber des Ladens wissen also, was sie tun. Die Kneipe war am Wochenende gut gefüllt und das Bier floß stetig aus den Zapfhähnen. Wir probierten an zwei Abenden Roja, Negra und ein Mais-Bier. Es war nicht zu teuer und schmeckte sehr gut. Bei anderen Läden in anderen Städten mit Fassbier im Angebot, hatten wir das Gefühl selber ausschenken zu müssen, da es dem Barkeeper gänzlich an Talent und Können zu fehlen schien. Elementare Dinge, die es beim Ausschenken zu beachten gilt, wurden einfach ignoriert. Das kann man sich als Deutscher garnicht vorstellen, da bei uns wirklich jeder ein halbwegs gescheites Bier gezapft kriegt. Hier wird oft nur Schaum hervorgebracht, der wenn er dann zusammengefallen ist, ein lasches und kohlensäurearmes, sowie warmes Bier ergibt. Außerdem werden oft nur wenige Biere pro Tag ausgeschenkt und darum bekommt man den abgestandenen Teil aus dem Plastikschlauch zwischen Fass und Hahn. Igitt. All das war beim erwähnten Laden nicht der Fall, sehr empfehlenswert also.
Was uns richtig stinkt, das sind die Autoabgase. In der Innenstadt von Cuenca scheint ständig Stau zu sein. Jeder lässt den Motor laufen, auch viele stehende Autos. Es gibt viele alte Karren und wie wir wissen, stoßen auch moderne Fahrzeuge widerlichen Dreck in Form von Ruß und Stickoxiden aus. Hier fahren viele Menschen einen Pick-up, oder im Allgemeinen große Autos. Man kann sagen, wer wenig Geld hat fährt eine olle Karre die heftig stinkt und wer viel Schotter hat, der fährt ein Riesenteil, dass dann auch genauso stinkt. Das gleiche war uns auch schon in Guayaquil, direkt nach der Anreise aus Kuba, aufgefallen. Die Qualität der Luft ist in den ecuadorianischen Städten durchaus mit der in kubanischen zu vergleichen. Wer denkt, der öffentliche Verkehr könnte die Situation entlasten, der täuscht sich. Die Straßenbahn wird gerade modernisiert, bedeutet sie fährt in Cuenca zur Zeit gar nicht. Die Busse der Marken VW und Mercedes Benz stoßen beim Anfahren derart dichte schwarze Rußwolken aus, dass man schon gar nicht mehr von Abgasen oder Luft sprechen kann. Die Straße ist dann eher erfüllt von einem Aerosol. Nicht nur die festen Giftstoffe in dem Dreck aus den Auspuffen beeinträchtigen das Atmen. Man riecht auch ganz deutlich die giftigen gasförmigen Komponenten. Wir leiden draußen oft an Kopfschmerzen und sogar Schwindel. Man darf das Bild wirklich nicht schön reden, in der Innenstadt spazieren zu gehen ist gesundheitsschädlich und widerlich.
Video: Top und Flop in Cuenca
Video: Top und Flop in Cuenca
Wir wollen auch ein weiteres heikles bis peinliches Thema nicht verheimlichen. Die Hygiene ist oft nur bedingt gewährleistet. Die Toiletten im öffentlichen Raum und auch in den Hostels sind nicht wirklich sauber. Wir hatten schon mehrfach Probleme mit Harnwegs- und Intim-Entzündungen, wie wir sie aus Deutschland nicht kannten. Die Hygiene bei der Benutzung der Kloschüssel leidet sehr unter der unterdimensionieren Größe der selben. Wir haben das Gefühl, Kinder waren das Vorbild für das Design so mancher Toilette. Setzt man sich als Mann auf die Schüssel, so stößt man mit empfindlichen Teilen an die unhygienisch Plastikteile. Kein Wunder also, dass man einmal die Woche einen Infekt bekommt. Jedenfalls wird der Toilettengang so zum Doktor-Bibber-Spiel. Wir kaufen heute Alkohol und der wird ab jetzt großzügig auf heiklen Oberflächen eingesetzt. Auch der Verdauungstrakt ist einer ständigen Belastung durch Keime ausgesetzt. Wir haben immer wieder Probleme mit der Verdauung und keine Ahnung was die Ursache ist. Vielleicht ist es manchmal das Essen, manchmal das Wasser oder Getränke mit Eiswürfeln, vielleicht manchmal die unhygienischen Sanitäranlagen. Alles zusammen ist offenbar sehr viel für unsere Körper. Dadurch, dass diese Probleme im Laufe der Zeit immer wieder auftreten, schlagen sie auch aufs Gemüt. Sich einmal nicht gut zu fühlen, dass kennen wir auch von zuhause. Das häufige Unwohlsein ist aber wirklich anstrengend und kann einem schonmal die Lust auf das Reisen vermiesen. Wir denken es ist wichtig, auch die unangenehmen Dinge beim Namen zu nennen, denn über die schönen Erlebnisse unserer Reise berichten wir ja auch sehr ausführlich. Hier ist der passende Platz für das Zitat:
Reisen ist nur im Rückblick eine glamouröse Angelegenheit. - Paul Theroux
Wenn wir uns jetzt schon einmal auskotzen, dann sei auch erwähnt, dass das wichtigste Baumaterial für Wände in Hostels, Hotels und Ferienwohnungen Pappe zu sein scheint. Doppelverglasung bei Fenstern haben wir seit fast drei Monaten nicht mehr gesehen. In den warmen Regionen kann man zwar auf dicke Wände und abgedichtete Fenster verzichten, wenn es um die Wärmedämmung geht. Leider findet aber so jeder Schall seinen Weg in unsere zahlreichen verschiedenen Schlafzimmer seit Reisebeginn. Manchmal sind es ignorante Nachbarn, die morgens halb sieben Gitarre üben oder Nachts um eins duschen. Oft sind es die Hunde die bellen, weil ein anderer Hund angefangen hat zu bellen was sich aufschaukelt und so schnell nicht wieder aufhört. Andere Tiere machen auch Krach, insbesondere seien Hähne und Zikaden genannt. Man kann sagen, dass es überall, ob Stadt oder Dorf, eine nächtliche Geräuschquelle mit 80 dB gibt. In Cuenca kommt das sakrale Gebimmel der Kirchen dazu. Gerade läutet es schon vor morgens um sieben und dann noch zwei Mal vor acht, auch Sonntags. Die Unterkunft hat dabei immer dutzende, jeweils etwa einen Millimeter breite, Schlitze nach außen und man hört alles so laut, als hätte man das Fenster offen.
Heute morgen zwischen sechs und sieben gab es einen heftigen Knall, ausgelöst durch einen Rohrbruch im Hostel. Danach klatsche Wasser kubikmeterweise aus dem zweiten Stock in den Innenhof. Das war sehr laut und seitdem ist die Wasserversorgung etwas schleppend. Vielleicht war das der Auslöser, der das sprichwörtliche Fass zum Überlaufen gebracht hat und zu der oben lesbaren Beschwerdekaskade führte. Schließlich verbessert ein Wasserfall neben dem Schlafzimmer nicht gerade die Qualität des Schlafes und kein fließendes Wasser im Bad zu haben ist auch nicht förderlich für die Hygiene.
Zu guter Letzt sei erwähnt, Anna hat imense Probleme damit, dass die Kopfkissen in der Karibik und Lateinamerika eher Backsteine statt weiche Daunen als Füllung haben. Das Hostel “La Cigale” in Cuenca, in dem wir gerade eher nächtigen als schlafen, stellt gleich mehrere traurige Rekorde auf. Anna schläft ganz ohne Kissen, da es ihr viel zu hoch und zu hart ist. Max stellt fest, dass das hiesige Klo das mit Abstand winzigste seit Reisebeginn ist. Für Pygmäen geeignet, für Max nicht. Wenn wir weiterdenken, dann kommen wir vom Hundertsten ins Tausendste. Aber keine Angst, wir lachen noch, während wir diesen Post schreiben.
Ihr habt mein Mitleid! Klingt unschön aber lustig zugleich
AntwortenLöschenDas, wie ihr ja wisst, wird auch wieder besser :) Gruß Dominic (der Glatzkopf von Isa)