Sonntag, 13. August 2017

Mit dem Bus rund um den Chimborazo

Der Chimborazo ist der höchste Vulkan Ecuadors. Genau genommen ist der Chimborazo der höchste Berg der Welt, zumindest wenn man vom Erdmittelpunkt aus misst. Der Mount Everest ist nur vom Luftdruck her gesehen höher, bzw. vom Meeresspiegel bei gleichem Breitengrad aus gemessen. Darum wollten wir uns den Chimborazo aus der Nähe ansehen und sind von Ambato nach Guaranda und nach einem Zwischenstopp in Salinas weiter nach Riobamba einmal im Kreis um ihn herum gefahren. So hatten wir ihn von allen Seiten und bei allen Lichtstimmungen im Blick. Die Aussicht auf den gletscherbedeckten Gipfel lässt sich mit nichts in Deutschland sichtbaren vergleichen. Uns gefallen auch die niedlichen weiß-braunen Vicuña, eine Lama-Art, die am Fuße des Chimborazo lebt. Wir konnten selbst kein gutes Bild schießen, daher haben wir eins aus dem Netz herausgesucht.




Ambato selbst ist eine moderne Stadt, die keinen historischen Kern mehr besitzt, da sie von einem Erdbeben Ende der 50er Jahre vollkommen zerstört wurde. Wir genießen den Spaziergang durch den herrlichen botanischen Garten. Jetzt öffentlich, gehörte er einst zum Anwesen einer bedeutenden Entdecker-, Abenteurer-, Forscher- und Künstler-Familie. Wir entdeckten einige vertraute Zimmerpflanzen aus unserer alten Wohnung wieder. So zum Beispiel massenhaft und haushoch den San Pedro Kaktus und die Pflanze mit den silbrig-lila Blättern, welche Max Oma im Wintergarten vermehrt und die mittlerweile ihren Weg in den ganzen Freundeskreis gefunden hat. Hier hat dieses Gewächs nicht nur die schönen Blätter, sondern auch hübsche lila Blüten, die es in Deutschland nicht zu bilden scheint. Die Stadt gilt als Zentrum des sehr fruchtbaren Gebietes Rings herum, in dem auf der Vulkanasche so gut wie alles wächst und daher sehr viel Obst und Gemüse angebaut wird.


Der “Highway” nach Guaranda liegt teilweise auf knapp 4000 m und man hat bereits auf dem Weg eine einmalige Aussicht auf den Chimborazo. In Guaranda hatten wir zunächst ein schlechtes Hotelzimmer mit viel Schimmel. Als Max sich fortwährend bei Anna beschwerte, beschwerte sich Anna schließlich beim Hoteldirektor und wir bekamen gefühlt das beste Zimmer mit direktem Blick auf den Vulkan. Ende gut, alles gut.


In der Region sind uns massenhaft Clown-Mülleimer begegnet, wie sie gruseliger nicht sein könnten. Einen haben wir fotografiert, es war aber nicht der schlimmste von allen. Sie sehen gewollt schlecht und heruntergekommen aus. Wir sind uns nicht sicher, ob sie wirklich gewollt so hässlich sind oder warum man so etwas herstellt oder gar kauft.

Nach Salinas nahmen wir nicht wie sonst immer den Bus, sondern fuhren auf der Ladefläche eines Pickup-Trucks in das kleine Bergdorf auf knapp 4000 m. Hier entspringen salzige Quellen, die namensgebend sind. Durch gezielte Entwicklungshilfe eines Italieners ist dieses Dorf unter anderem für seine Käserei und seine Schokoladen-Fabrik bekannt. Wir aßen hier den besten Käse seit dem wir Deutschland verlassen haben. Die Schoko-Pralinen haben verschiedene Füllungen und wir probierten Maracuja, Aguardiente (Zuckerrohr-Schnaps), Whiskey, Trüffel, Nougat, Chili und Schokomousse. Die lokalen Produkte haben eine hohe Qualität und einen ebenso hohen Preis. Wir schwelgten in den Delikatessen und ließen es uns gut gehen. Sehr empfehlenswert sind das Hostal La Minga und die Pizzeria La Va-K gegenüber. Für die Pizza werden lokale Zutaten verwendet, aber offensichtlich hat ein Italiener der Küchenchefin sein Handwerk erklärt. Das war die pizzaigste Pizza bisher. Was das Dorf weiterhin auszeichnet ist das Wirtschaften in Solidargemeinschaft.



Riobamba schließlich ist eine moderne Stadt ohne historischen Kern. Die Stadt wurde einst durch einen gigantischen Erdrutsch zerstört und dann einige Kilometer entfernt neu errichtet. Zufällig trafen wir Sandra wieder, eine deutsche Reisende aus der Nähe von Schweinfurt, welche wir oberhalb von Quito kennenlernten und die auch um die Welt reist. Es war schön sich mal wieder ausgiebig auf deutsch auszutauschen. Unser Ausflug zum Beobachten von  Wasservögeln bei der nahegelegenen Laguna der Colta entpuppte sich teilweise als Reinfall, denn dort wird mittlerweile im großem Stil der See trockengelegt um die Sedimente als in Säcke abgepackte Blumenerde abzutransportieren. Wir nutzen die Möglichkeit in unserer airbnb Unterkunft kochen zu können, wofür wir auf dem Markt einkauften. Die Händler wollten uns immer ganze Säcke von Kartoffeln oder gleich ein Bündel von zehn Fischen verkaufen.




Zunächst planten wir von hier aus zum schwefelgelben See am Vulkan El Altar zu wandern. Die Infrastruktur auf der Tour besteht aber nur aus einer Schutzhütte und daher sind Mulis nötig, um Wasser und übrige Verpflegung zu transportieren. Dann wird es ganz schnell teuer, wenn man eine Tour über einen lokalen Veranstalter bucht. Man bekommt schließlich nicht einfach Tiere und Ausrüstung gestellt, sondern muss auch Muli-Treiber und Bergführer zahlen. Alleine trauen wir uns die Tour auch nicht zu, denn der Weg ist viel zu matschig und sehr lang. Da kommt es nicht in Frage alles benötigte selbst zu tragen. Wir suchen nach alternativen Touren und lassen etwas Zeit verstreichen, in der Hoffnung uns einer größeren Gruppe anschließen zu können. Das würde die Kosten etwas senken. In der Zwischenzeit fahren wir für einen Abstecher zurück Richtung Norden nach Baños.

1 Kommentar:

  1. Botanische Schützenhilfe die Zweite:
    "Die "Oma-Blumen" heißen Tradescantia und gedeihen in großer Üppigkeit im Wintergarten, wie ich mich aktuell überzeugen konnte - während sie bei mir elendiglich aussehen."

    AntwortenLöschen

Wir freuen uns riesig über eure Kommentare!