Freitag, 25. Mai 2018

Malakka und Eindrücke aus dem Süden der malaiischen Halbinsel

Bereist man die Landzunge Südostasiens, auf der Thailand und Malaysia liegen, mit dem Bus, so geht die Fahrt über gut Instand gehaltene Straßen und durch Monokultur. Früher war es vor allem der Gummibaum, dessen Saft im Export gute Devisen einbrachte. Als kriegswichtiges Gut – denn man benötigte den Rohstoff für Reifen – verdienten sich die Plantagenbesitzer und Kolonialherren ein goldenes Näschen mit dem Kautschuk. Heute ersetzen Produkte der Petroindustrie den natürlichen Rohstoff. Wenn man heute zwischen Kuantan, Singapur und Kuala Lumpur unterwegs ist, so kann man stundenlang nichts anderes sehen als afrikanische Ölpalmen. Die Lipide der Palme werden im großen Stil in der Nahrungsmittelindustrie eingesetzt, finden sich in der Liste der Inhaltsstoffe vieler Kosmetik-Produkte und dienen der Herstellung von Bio-Kraftstoffen. Die weltweite Nachfrage nach Palmöl stieg in den letzten 30 Jahren stark an und der Trend geht weiter nach oben. Global werden dafür immer größere Flächen benötigt und in den Tropen werden dafür riesige Waldflächen gerodet. Das gilt für die Regenwälder Südamerikas, Afrikas und Südostasiens. In der Regel sind die Böden dieser Regionen arm an Mineralien und es ist ungewiss, wie  es nach der ersten Generation von Ölpalmen weiter geht.

Die Pflanze wird etwas über 30 Jahre alt und man kann nach 5 Jahren Anzucht etwa 25 Jahre lang ernten ohne größeren Arbeitsaufwand zu betreiben. Das macht dieses Öl so billig. Zuerst wird das wertvolle Holz aus dem Wald extrahiert, dann denn restliche Wald mit dem Bulldozer planiert und das Holz zu Haufen zusammen gekehrt und abgefackelt. Junge Palm-Setzlinge werden in parallelen Reihen über alle Hügel hinweg bis zum Horizont gepflanzt und ansonsten wächst dort nur noch Gras und ein paar Farne. In regelmäßigen Abständen können nun die Früchte geerntet werden und irgendwann ist die Party vorbei. Die Palme stirbt, der Boden ist verarmt, es kommt zu Versteppung und starker Erosion. Innerhalb von 50 Jahren wurde aus etwa 100 Millionen Jahre altem Wald mit der größten Artenvielfalt an Pflanzen und Tieren auf diesem Planeten Grasland oder staubiges Brachland. Kinder, die heute geboren werden, kennen nichts anderes als die Monokulturen und spätestens die übernächste Generation wird es für normal halten in mitten einer Savanne zu leben.

Die Nationalparks bleiben als Waldinseln übrig, sind aber durch die Auswirkungen des Umlandes stark gefährdet. Regenwald lebt von dem Regen, den er selbst durch Verdunstung produziert. Die gesamte Region verändert durch den Verlust an Waldfläche ihr Klima. Es wird wärmer und deutlich trockener. Nicht alle Pflanzen des übrigen Waldes können damit umgehen. Die Fragmentierung des Lebensraumes gefährdet viele Tierarten, denn es kommt zur Lokalisierung kleiner Gruppen in isolierten Waldgebieten und durch unweigerlichen Inzest zu einer Verarmung des Genpools, der die Tiere anfällig für Krankheiten macht. Sicherlich profitiert die lokale Bevölkerung von der Entwicklung der ländlichen Gebiete, aber die großen Gewinne bleiben bei den Investoren der Holz- und Palmöl-Industrie hängen. Max unterliegt dem Fluch von Beobachtungsgabe und der Fähigkeit Schlussfolgerungen zu ziehen und wird bei der Fahrt durch das Land sehr traurig. Wir überholen mit unserem Bus immer wieder Lastwagen, die entweder voll beladen mit Baumstämmen das nächste Sägewerk als Ziel haben, oder Palm-Früchte zur Ölpresse transportieren. Aus den Abgas-Rohren der LKW kommt dicker schwarzer Rauch, der minutenlang über der Straße zu hängen scheint. Keine Ahnung was die da verbrennen. Das Bild, das sich hier aufdrängt, steht stellvertretend für die menschliche Ausbeutung des Planeten, die wir überall beobachten können. Boden, Wasser und Luft werden verbraucht und verschmutzt und es fehlt an Weitsicht. Die Welt wird vom Materialismus und Kapitalismus regiert und Konzerne lenken unsere Zivilisation.

Unserem Zwischenstopp in Malakka konnten wir nicht sooo viel abgewinnen. Die kostenlose Führung durch die historischen Stätten war nicht schlecht, aber so voll geladen mit Informationen, dass wir danach keine Lust mehr auf eines der zahlreichen Museen hatten. Wer sich für die Geschichte Malaysias interessiert, für den gibt es in Malakka viel zu entdecken. Als wichtiger Stützpunkt für den Seehandel mit Gewürzen wechselte die Kontrolle über die Stadt zwischen portugiesischen und holländischen Kolonialherren. Ihre Konflikte durfte die lokale Bevölkerung gleich mit ausbaden. Großen Einfluss hatten außerdem chinesische Kaufleute, die sich im Laufe der Jahrhunderte hier niederließen. Es gibt Reste der portugiesischen Stadtmauer zu sehen, die roten Gebäude der Holländer und die Stadthäuser der chinesisch stämmigen Peranakan. Zwischendrin finden sich eine Moschee mit chinesischen und europäischen Stilelementen, die christlichen Kirchen der Holländer, ein typisch taoistischer Tempel und ein Hindu-Tempel, der irgendwie nüchterner aussieht, als wir es gewohnt sind. So haben sich hier die Stile der unterschiedlichen Akteure vermischt. Die Briten hatten schlussendlich bis zum Überfall der Japaner auch noch ihre Finger im Spiel und hinterließen ihr British Club House mit ganz unbritischem Zwiebelturm. Es gibt in der Stadt viele Möglichkeiten zum Einkaufen und zur gastronomischen Einkehr. Heute haben Penang und Singapur der Stadt Malakka in Punkto Seehandel bei weitem den Rang abgelaufen.






 

 

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