Freitag, 20. April 2018

Pulau Perhentian Kecil: ein Lieblingsort

Unser Aufenthalt auf Pulau Perhentian Kecil, einer kleinen Insel vor der Ostküste der malaiischen Halbinsel, stand zunächst unter keinem guten Stern. Dazu gleich mehr. Wir hatten Pulau Langkawi an der Westküste mit einem ziemlichen Inselkoller und ohne unter Wasser gegangen zu sein verlassen. Bevor wir zur nächsten Insel aufbrachen, unserem eigentlichen Ziel, machten wir noch Stopp in der Stadt Kota Bharu - an der Ostküste etwas nördlich von Perhentian gelegen. Die Stadt bietet keine besonderen touristischen Attraktionen, war aber ein netter Ort um nach der langen Busfahrt quer durchs Land rast zu machen. Der Nordosten Malaysias ist sehr stark vom Islam geprägt, man hört die eindringlichen Rufe der Muezzin und während man durch die Straßen läuft, so ist man sich nicht sicher ob man in Südostasien oder im mittleren Osten unterwegs ist. Viele Schriftzüge sind in Arabisch, es gibt prachtvolle Moscheen und man fällt in seiner westlichen Kleidung zwischen den Einheimischen sehr stark auf. Man kann Kota Bharu beim Durchschlendern einen gewissen Charme nicht absprechen. Dennoch war für uns die Stadt nur Mittel zum Zweck, denn wir wollten uns mit Dingen des täglichen Bedarfs eindecken, bevor es zu der kleinen Inselgruppe der Perhentians ging. Dort gibt es weder Straßen, noch Autos, noch große Fähren und damit auch nicht die Fülle an Produkten, die normalerweise nur wenig kosten.

Leider war Max während der Anreise krank geworden. Die viel zu kalten Klimaanlagen in den öffentlichen Verkehrsmitteln kennen wir ja schon aus so gut wie allen bisher bereisten Ländern. Die trockene Luft in den klimatisieren Räumen in unserer Stadt-Unterkunft taten ihr übriges, denn in den Städten ist die Hitze immer noch drückender als auf dem Land und man konnte in unserem Zimmer im Park View Hostel kein Fenster öffnen. Die Überfahrt im offenen Boot nach Perhentian hat Max dann entgültig den Rest gegeben. Halsschmerzen, Schnupfennase, Gliederschmerzen… ein Schnupfen in den Tropen. Aber ihm ging es nicht so schlecht, wie einigen anderen Passagieren bei der Bootsfahrt über die raue See. Während Anna sich angeregt mit einer anderen deutschen Reisenden über das Tauchen und noch mehr unterhielt, feixten vorne im Boot zwei Reisende und freuten sich riesig von den Wellen im Boot hin und her geworfen zu werden. Das kleine Böötchen knallte immer wieder unbarmherzig auf die Wasseroberfläche, nachdem es vom Außenborder über den letzten Wellenberg katapultiert wurde. Max hockte still und mit eingezogenem Kopf da und versuchte sich nicht zu sehr dem spritzenden Wasser und den Windböen auszusetzen. Rings um ihn herum wurde inbrünstig gekotzt und einige Frauen schauten so panisch als rechneten sie jeden Moment mit kentern, ertrinken und einem hoffnungslosen Ende ihres Lebens. Manchmal muss man nur Leute sehen, denen es noch viel schlechter geht und man fühlt sich selbst viel besser.

An der Insel angekommen, ging es den verzweifelten Passagieren aber gleich wieder besser, nur Max war völlig erledigt. Darum gab es für uns auch nur die erstbeste luxuriöse und unverschämt teure Unterkunft, die warmes Wasser, einen Wasserkocher für Tee, ein bequemes Bett und Internet versprach. Am nächsten Tag quartierten wir uns in Ewan’s ein, etwas herunter gekommene Bungalows aber mit allem was man braucht und unschlagbar günstig (12€ pro Nacht). In Inneren der schmalen Insel gelegen, genau zwischen Longbeach und Coral Bay, hat man Blick auf den grünen Dschungel auf den Hügeln und im Restaurant gibt es preiswerte und leckere Speisen. Hier beschlossen wir die Erkältung auszusitzen. Eigentlich waren wir ja zum Tauchen auf die Perhentian Inseln gekommen, aber daran war mit verstopfter Nase nicht zu denken. Um uns herum wütete ein ordentlicher Tropensturm, mit hohen Wellen am menschenleeren Strand und sintflutartigen Regenfällen. Das einzige mit dem wir uns trösten konnten, war der Gedanke, das Tauchen so sicher auch keinen Spaß gemacht hätte. Also warteten wir nicht nur auf die Genesung, sondern auch auf verbessere Sicht unter Wasser. So ein Sturm wirbelt alles auf und dann schwebt man unter der Meeresoberfläche nur im Trüben, auch wenn man ansonsten dort unten nichts von der Weltuntergangsstimmung oben mitbekommen würde.


Im Gegensatz zur Urlaubsinsel Langkawi gefällt uns Perhentian Kecil sehr gut. Das Angebot auf der Insel richtet sich vor allem an Taucher, es gibt aber auch zahlreiche malaiische Touristen die ohne die Absicht zu tauchen hier herkommen. Die große Konkurrenz zwischen den vielen Tauchschulen macht dies zu einem der günstigsten Orte der Welt um einen Tauchschein zu machen. Mit 200 € gibt’s den Open Water Diver, teilweise sogar inkl. Übernachtung. Die Tauchplätze liegen dicht bei den beiden Perhentian Inseln und sind mit dem Boot in wenigen Minuten erreichbar, ein weiterer Grund für die niedrigen Preise. Ein Tauchgang für einen zertifizierten Taucher kostet inkl. Equipment schlappe 15 €. Es gibt auch beim Schnorcheln zahlreiche Meeresbewohner zu sehen. Touren kann man so gut wie überall buchen, oder man schnorchelt einfach die Küste entlang von einem Strand zum nächsten. Auch auf dem Trockenen gibt es viel zu entdecken. Auf dem maroden Rundweg um die Insel, welcher langsam vom Dschungel zurückerobert wird, gibt es zahlreiche Vögel, Reptilien und Wirbellose zu sehen.





Das einzige, was wir an Zivilisation auf der kleineren der beiden Perhentian Inseln vermisst haben ist eine gescheite Internetverbindung und ein Geldautomat. Nicht, dass wir unmöglich auch ohne Internet auskommen würden, aber so erklärt sich zum Beispiel warum es so lange keinen Blogpost gab und wir niemanden anrufen. Auch die Tage an denen Max sich schonen musste um schnell wieder tauchfähig zu sein, wurden ohne unterhaltsames Internet ziemlich lang. Zum Glück gab es aber Filmabende in Ombak’s Cafe und deutsche Bücher zum Tauschen. So hatten wir einige entspannte Lese- und Kinotage auf dieser herrlichen tropischen Insel. Auch das Problem mit dem Bargeld ist eigentlich keins, denn wenn man sich darauf einstellt und etwas mehr mitnimmt, dann kommt man gut zurecht. In Notfällen kann man beim Tropicana Inn mit der Visa-Karte für 10% Servicegebühr Bargeld bekommen. Einige Tauchschulen und Resorts akzeptieren ebenfalls Kreditkarten - zumindest, wenn es nicht gerade regnet und damit die Internetverbindung vollends zusammenbricht. Wir fühlen uns in dieser ländlichen und nicht so zubetonierten Umgebung sehr wohl und genießen es wie immer sehr in der Natur zu sein. Da arrangiert man sich auch mit den kleinen Widrigkeiten, auch wenn wir zugegebenermaßen von den unzähligen Moskitos genervt sind.

Irgendwann geht aber auch das großzügigst geplante Budget zur Neige und wir wollen auch mal wieder mit Familie und Freunden telefonieren. Also muss das Inselleben auch ein Ende finden. Zum Glück haben wir es kurz vor knapp auch noch geschafft mit den Turtle Bay Divers tauchen zu gehen. Diese Tauchschule unter deutscher Leitung ist uns empfohlen worden, unter anderem, weil man hier neben dem Tauchen auch etwas über die anzutreffenden Tiere lernt. Max konnte nach kurzer Auffrischungsübung seine zwei letzten Tauchgänge absolvieren um nun genau so wie Anna Open Water Diver zu sein. Im Vorfeld hatte er sich immer weiter in seine Unsicherheit reingesteigert, denn der letzte Tauchkurs hatte bei ihm das Tauchen mit dem Gefühl des Scheiterns und auch mit Schmerzen verknüpft. Bloß gut, dass Anna immer so geduldig mit ihm ist. Es war wirklich Zeit es erneut zu probieren um sich vom Gegenteil zu überzeugen. Zum Glück war Jacob ein sehr cooler, junger Tauchlehrer und Max konnte tiefenentspannt und ohne einen Fehler alle Übungen meistern, die verlangt werden. 


Das Tauchen um die Perhentians ist sehr lohnenswert. Wir als unbedarfte Anfänger sind natürlich auch leicht zu begeistern, aber begeistert waren wir. Bei der Auffrischungsübung, die Max unweit des Strandes allein mit dem Tauchlehrer durchführte, gab es für ihn unter anderem bereits einen farbenwechselnden Kopffüßer und einen imposanten Blaupunkt-Rochen zu sehen. Beim ersten richtigen Tauchgang konnte Anna wie auch später als Fun-Diver mitkommen und wir waren mit Jacob allein am Spot, wo wir über weitläufige Hartkorallen-Felder schwebten. Beim Abstieg war die Sicht sehr schlecht, aber wir fanden weiter unten farbenfrohe Artenvielfalt bei akzeptablen Sichtverhältnissen von einigen Metern. Auch Anna war nervös, hatte auch sie mit verschiedenen grundlegenden Techniken unter Wasser im letzten Lehrgang in Thailand ihre Probleme gehabt und hinzu kam diesmal, dass Jacob alles nur auf Englisch erklärt hat. Aber man kann stolz auf uns sein, denn wir haben unsere Fertigkeiten unter seiner Anleitung sehr stark verbessert und fühlen uns unter Wasser pudelwohl. Am Eindrücklichsten waren die sechs Büffelkopf Papageifische (Humphead Parrotfish), etwa 1,2 m große und friedfertige Fische, die wir beim knabbern an den Korallen erwischten. Die Bilder können wie Eindrücke gar nicht wiedergeben, denn für das menschliche Auge sehen die Farben unter Wasser noch etwas satter aus. Eine Kamera bekom mt den Weißabgleich niemals so gut hin, wie der Supercomputer, der wir zwischen den Ohren tragen.

Das absolute Highlight unseres Aufenthaltes auf Perhentian Kecil war der zweite und nur vorläufig letzte Tauchgang. Die Sicht war hervorragend, etwas über 10 m. Es gab drei kleine Wracks zu entdecken, die bereits vom marinen Leben erobert werden. Der Bewuchs ist zwar noch spärlich im Vergleich zu den Korallen vom Vortag, aber um das Wrack tummeln sich so viele Fische und Wirbellose, dass man die versenkten Schiffsteile als Oase auf dem Meeresboden bezeichnen kann. Es machte großen Spaß flach auf den sandigen Boden abzusinken um in den Schlitzen unter dem Rumpf nach schlafenden Rochen und Haien zu suchen. Es gab unter anderem zu sehen: Skorpionfish, Lionfish, Bamboo-Shark, Jenkins Whipray, Crocodile Fish, Cleaner Pipefish, Longfinn Bannerfish, Panda Clownfish, Anemona Shrimp und noch weitere Krustentiere. Nach diesem Tauchgang haben wir nun endlich beide unseren Tauchschein und es wird mit Sicherheit nicht der letzte Tauchplatz sein, den wir uns anschauen. Die Magie schwerelos durch die unfassbar vielfältige Unterwasserwelt zu schweben ist überwältigend. Tauchen verbindet Natur mit Abenteuer und ist ganz nach unserem Geschmack. Wir denken darüber nach sehr bald noch weitere Kurse zu absolvieren, denn um unter Wasser so sicher zu manövrieren, dass auch nicht die kleinste Korallenspitze abbricht, erfordert es viel Übung. Bislang halten wir lieber etwas mehr Abstand um bloß nichts kaputt zu machen, denn obwohl wir viel besser geworden sind braucht es noch etwas um die Kontrolle über den Auftrieb perfekt zu meistern.





Trotz des holprigen Starts, mit Sturm und Schnupfen, hatten wir einen sehr schönen Aufenthalt auf Perhentian und schließlich mit den Tauchgängen noch einen echten Höhepunkt unserer bisherigen Reise. Zusammenfassend kann man sagen, Perhentian Kecil ist einer unserer Lieblingsorte während der Weltreise. Wir wollen unbedingt zurückkehren und noch mehr von der Unterwasserwelt erkunden, die man hier so preiswert erleben kann. Vielleicht könnten wir uns ja mit Jonas und Lisa dort treffen, das wäre sicher schön. Neben der Natur hat die Insel zwar nicht allzu viel zu bieten, aber das ist für uns ja sowieso immer die beste Attraktion. Ansonsten hat die Insel auch alles, was man so erwarten kann, wie Yoga-Stunden am Strand oder Akrobaten und Feuershow. Wenn man durch das Fischerdorf an der Südspitze der Insel läuft, dann ist weniger das Dorf, sondern eher der Tourist die Attraktion. Anna wurde sogar gefragt, ob man mit ihr ein Selfie machen dürfte. Sieht man dort eben nicht alle Tage. Die größere Nachbarinsel Perhentian Besar haben wir bisher nicht besucht. Sie soll etwas teurer sein, haben wir gelesen, unterscheidet sich wohl aber nicht wesentlich von der kleinen Schwester und ist auch nicht sehr viel größer.




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