Donnerstag, 26. April 2018

Inselfieber: Pulau Kapas

Nachdem wir Pulau Perhentian Kecil nur wiederwillig verlassen hatten, waren wir uns über die nächsten Ziele nicht so ganz im Klaren. Zuerst hatten wir überlegt nach Borneo zu fliegen um beim Aufräumen nach der Ölkatastrophe zu helfen. Allerdings erscheint die Lage aus der Entfernung zu undurchsichtig und vor allem auch gefährlich, so dass wir nicht einfach blindlings dort aufkreuzen wollen. Vielleicht verwirklichen wir diesen Plan ja noch, wenn sich die Sachlage aufklärt oder wir eine internationale Organisation finden, die nach Freiwilligen für das Reinigen der Küste sucht.

Ein anderer Plan war, mit dem Mietauto ins Landesinnere der Halbinsel zu fahren und auf eigene Faust den großen Taman Negara Nationalpark, sowie die Cameron Highlands zu erkunden. Ein Roadtrip war bislang noch nicht Teil unserer Weltreise und wäre doch sicherlich eine interessante Abwechslung. Die Idee mit dem Mietauto kam uns, da es keine Busverbindung von der Ostküste ins Landesinnere gibt. Ab Kuala Besut, einem kleinen Dorf von dem aus die Fähren zu den Perhentians ablegen, gibt es aber auch Minivans zu den beiden Zielen. Die Fahrt mit dem Minivan inkl. Fahrer sind so günstig, dass es finanziell einfach keinen Sinn machen würde einen gut versicherten Mietwagen zu mieten. Da waren wir hin und her gerissen. Wollen wir die Individualität und Spontanität, die ein Mietwagen bietet? Wollen wir lieber Geld für etwas anderes sparen? Verzeihung. Es muss natürlich heißen: Wollen wir unser Geld lieber für etwas anderes ausgeben als einen Mietwagen. Ähm, ja, tauchen!?

Ok. Wir sind wohl so richtig auf den Geschmack gekommen und wollen eigentlich so viel Zeit wie möglich mit dem Kopf unter Wasser verbringen.  Was hält uns ab? - Nichts! Also tauchen wir jetzt einfach die Inseln an der Ostküste ab und finden raus, wo es uns am besten gefällt. Und da gehen wir dann nochmal hin und tauchen noch mehr. Mit dem Plan waren wir plötzlich ganz zufrieden. Dann ist ja alles gut. Wenn man dann doch irgendwann die Nase voll hat vom Salzwasser oder irgendein Wehwehchen einen zu lang vom Tauchen abhält, dann kann man ja noch immer ins Landesinnere vorrücken. Wir haben ja Zeit, denn in Malaysia kann man sich auch ohne Visum bis zu 3 Monate lang aufhalten. Chillig.

Während wir so hin und her überlegten hatten wir uns in Kuala Terenganu einquartiert. Die Stadt liegt etwas südlich von Kuala Besut und den Perhentians. Es ist keine unattraktive Stadt, die ihren Aufstieg vom Fischerdorf den gefundenen Ölquellen zu verdanken hat. Typisch für die Region: Die Mehrheit der Bewohner ist malaiisch und muslimisch. Das Wochenende liegt hier am Donnerstag und Freitag, denn mit dem freien Sonntag haben Muslime nichts am Hut. Es gibt aber auch ein kleines chinesisches Viertel und man kann nie sicher sein, welcher Laden wann offen hat oder was gemeint ist mit "Am Wochenende geschlossen". Irgendwann haben wir aber doch alles eingekauft, was wir so benötigen.


Für uns ist die Stadt wie immer mehr Mittel zum Zweck und nicht das eigentliche Ziel. Man kann sich aber gut mit allem eindecken, was man für die Exkursionen in die Natur so braucht. Obendrein haben wir uns mit Roti Canai vollgestopft, eine brilliante Kreuzung aus Pfannkuchen und Blätterteig. Wir lieben sie vor allem mit herzhaftem Curry, man kann sie aber auch süß essen. In Chinatown gab es super Curry Mee (Nudeln). Achja, die Kristallmoschee haben wir auch angeschaut, aber irgendwie können uns menschengemachte Dinge in letzter Zeit nicht so recht vom Hocker reißen. Es sei denn sie sind in einer Schüssel oder auf einem Teller und man steckt sie erst in ein Curry und dann in den Mund. 

Nach Pulau Kapas sind wir gefahren, einfach weil es die nächste Insel in der Umgebung war. Sie ist zwar nicht berühmt für ihre Tauchgründe und hat nur ein einziges Divecenter, bietet aber wunderbar flaches Wasser mit Korallen zum Schnorcheln und auch sonst alles was man von einem kleinen, mit Dschungel bewachsenen tropischen Eiland so erwarten kann. Besonders interessant war für uns die Nähe der Insel zum Festland, so dass sich ein Besuch auch für einen kurzen Abstecher lohnt. Gleich nach der Anreise haben wir ein etwas abseits gelegenes Chalet gefunden, dass uns auch ohne Reservierung aufnehmen konnte. Wer Luxus sucht, der ist bei Qimi an der falschen Adresse, aber es war angenehm ruhig und die Betreiber sind außergewöhnlich freundlich. Das Bungalow glänzte nicht gerade vor Sauberkeit - ok es war dreckig, aber wir hatten einen tollen Blick aufs Meer und am Horizont das Festland. Nachts bekamen wir regelmäßig besuch von einer Ratte, aber das Ungezieferproblem kennen wir schon von anderen Inseln. Auf Langkawi waren es die Kakerlaken, auch Perhentian die Moskitos und nun eben Ratten.






Gleich am Anreisetag sind wir noch an die Nordwestseite der Insel gelaufen und waren dann im Meer über einem Plateau zwischen Kapas und der weit kleineren Insel Gemia schnorcheln. Es gab diverse Hartkorallen und Riesenmuscheln, farbenfrohe Nacktschnecken, Falterfische, Papageienfische, Riffbarsche, unzählige Anemonen mit Nemos, Zackenbarsche, Kaninchenfische, Lippfische und noch viele mehr. Anna hat sogar einen Blaupunkt-Rochen erspäht und wir sahen eine große Gruppe der imposanten Buckelkopf-Papageifische von sicherlich 10 Tieren. Ein Tip-Top-Tag. Wir waren mit langen Oberteilen im Wasser um nicht von der Sonne verbrannt zu werden. Leider ist Max Hemd verrutscht, weil er es nicht in die Hose gesteckt hat und sein unterer Rücken ist nun krebs-rot. Ganz schön doof. Wir waren ohne Flossen unterwegs und spürten eine deutliche Strömung als Folge der Gezeiten. Daher kehrten wir um, als es gerade am Schönsten war. Aber man will ja nichts riskieren und insgesamt waren wir über zwei Stunden im Wasser. Das war definitiv der beste Schnorchelspot, an dem wir bisher waren und allein waren wir obendrein auch die meiste Zeit - bis auf die Fische.

Auf unserem Weg zu besagtem Plateau schnorchelten wir bereits ein wenig die Küste entlang, denn der Weg rund um die Insel ist mitunter in sich zusammen gefallen.Vor einem Stand waren die Fische besonders zutraulich und schwammen uns quasi direkt in die Hände. Das ist natürlich eine besonders schöne Erfahrung, hat aber eine unangenehme Wahrheit im Hintergrund. Wahrscheinlich halten Schnorchel-Tagestouren an diesem einsamen Strand und locken die Tiere mit Futter an. Das Füttern der Rifffische stellt allerdings einen nicht ungefährlichen Eingriff in das Ökosystem dar. Die Fische vernachlässigen ihre Nester und Räuber haben leichtes Spiel, während die adulten Tiere bei den Menschen nach Futter suchen. Außerdem fressen viele Arten normalerweise die Algen, welche ansonsten schnell die Oberhand gewinnen können und auch die Korallen zuwuchern. Beim Weiden werden außerdem aus versehen die Eier von Predatoren mit verschluckt, daher ist die natürliche Ernährungsweise der Rifffische wichtig für das Gleichgewicht im Ökosystem. Schließlich und letztendlich ist Brot zum Füttern von Fischen denkbar ungeeignet, denn es ist viel zu energiereich aber arm an Mineralien und sekundären Pflanzenstoffen. Blablabla... Kurz: Die Fische werden fett und krank, die Algen killen die Korallen und Räuber fressen die Nester der Fische. Also nicht füttern.






Gleich nach unserer Ankunft auf Kapas reservierten wir uns einen Tauchgang bei Aquasport Divers am darauf folgenden Tag. Dummerweise hat Anna sich einen Nerv im Rücken eingeklemmt und dann solche Schmerzen, dass sie bedenken hatte mit dem schweren Lufttank auf dem Rücken aufs Boot zu klettern. Schweren Herzens musste sie dann absagen und Max fuhr mit den anderen Tauchern alleine raus. Neben dem Divemaster war noch ein Divemaster in Ausbildung und ein Mann aus Uruguay dabei. Wäre Max auch noch abgesprungen, dann wäre der ganze Tauchgang ausgefallen und das fanden wir unfair den anderen gegenüber. Außerdem hat Anna ja ein bisschen Vorsprung was die Anzahl an Tauchgängen angeht und so hatte wenigstens Max die Gelegenheit seine Fertigkeiten zu trainieren. Es ging hinab zum Coral Garden. Diese Tauchgründe sind mit 6 bis 15 m eher flach und sind fast so sonnendurchflutet, wie die flachen Schnorchelgewässer vom Vortag. Bei diesen guten Lichtverhältnissen kann man mit der Bildbearbeitung recht viele Farben wiederherstellen, wie man an den buten Bildern vom Schnorcheln und Tauchen gut erkennen kann.

Auch sonst waren die Eindrücke beim Tauchen sehr mit dem Schnorchelerfahrungen vergleichbar, denn es gab so ziemlich die gleichen Tiere zu sehen. Zum Glück für Anna, dann hat sie diesmal nicht wirklich etwas verpasst. Max hat unter Wasser die Handhabung der Kamera bei gleichzeitiger Auftriebskontrolle geübt und dann entstandene Videomaterial wird gerade gesichtet, geschnitten, farbaufbereitet und mit Musik hinerlegt. Es folgt dann in Kürze mit einem Zusammenschnitt von Aufnahmen während des Schnorchelns. Der Unterschied zwischen Tauchen und Schnorcheln lässt sich so beschreiben: Schnorcheln ist wie Fernsehen, man schaut meist zweidimensional auf das Geschehen hinab. Tauchen ist wie live dabei sei, denn man ist mitten drin und taucht im wahrsten Sinne in die Unterwasserwelt ein und wird zum Teil von ihr. (Link zum Video)



Summa summarum kann man sagen, Kapas ist eine sehr schöne Insel mit hervorragenden Schnorchelgelegenheiten und zufriedenstellenden Tauchgründen. Vergleichsweise klein und nah am Festland lohnt sich auch ein kurzer Trip auf die Insel. Das Preisniveau liegt etwas oberhalb der Perhentians, darum blieben wir fürs erste nur zwei Nächte lang. Wir erkunden zunächst noch die Inseln weiter südlich, schließen aber nicht aus, dass wir noch einmal nach Pulau Kapas zurückkehren. Auf der Insel gab es den weichesten Sand, den wir bisher auf unserer Weltreise unter den Füßen hatten. Einsame Strände und ein Korallenplateau machen vor allem den Nordwesten zu einem kleinen Paradies. Bisher haben wir den Dschungel der Insel noch nicht erkundet, aber wir konnten in der Dämmerung große Flughunde beobachten, die vor dem Hintergrund des Abendrot aus dem Wald geflogen kamen. Vielleicht wäre auch die Erkundung des Inselinneren eine interessante Beschäftigung beim nächsten Aufenthalt.

5 Kommentare:

  1. Wow, ich kann zwar nicht genau sagen warum, denn ich liebe auch eure anderen Texte, aber der hier ist wohl mein bisheriger Favorit. Vielleicht sehe ich eure beschreibungen jetzt schon etwas anders als noch in Deutschland, weil man so schnell aus seinen alten mustern herausgeschossen wird.
    Wie dem auch sei: WILL AUCH! Super schön geschrieben.
    ..ich mag den kursiven Kommentator. Habe gut gelacht vorm schlafen gehen. ;)
    Bis bald.

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    1. Danke, danke!
      Ich finde du (ihr) schreibst aber auch sehr schön. Da hat man auch das Gefühl dabei zu sein und freut sich beim Lesen.
      Ich weiß auch nicht. Nachdem ich zuletzt so wenig Lust hatte zu schreiben, macht es jetzt wieder richtig Spaß. Manchmal braucht man einfach eine kleine Pause. Wir hatten zuletzt auch nicht mehr so viel erlebt, sondern einfach mal entspannt. Man kann bei so einer Langzeitreise einfach nicht die ganze Zeit vollgas geben.
      Bei den Videos sieht es nicht ganz so rosig aus. Da bin ich immer wieder ganz schön von den Grenzen meiner Technik angenervt. Man merkt beim Schneiden einfach, das mein Billig-Netbook eher schwach um die Brust ist. UHD, 50fps kannste völlig vergessen. 720p, 50 fps vielleicht für 3 min lange Videos. Ich bin immernoch nicht sicher wie ich überhaupt aufnehmen soll. Ich probiere einfach noch was mit den Modi der SJCAM herum. Dieser Unterwassermodus macht einfach einen Offset beim Rot, da sieht unter Wasser alles schnell grün und algig aus und bei der Nachbearbeitung nervt der Rot-Offset eher, als das er hilft. Die Sony WX500 kann nur 50 und 25 fps. Die SJCAM nur 60, 50 (oder sogar mehr) und 30 fps. Da hab ich der Kompatibilität wegen meist 50 fps genommen, aber am Ende auf 25 fps gerendert. Das ist natürlich mega sinnlos, wenn man nicht gerade Zeitlupe machen will. Hab ich aber noch nicht wirklich gebraucht. Stattdessen habe ich einfach riesige Rohdateien. Das braucht ewig zum upload, macht das Schneiden voll langsam und immer wieder schmiert der Rechner ab. So kann man das Video nicht passend zur Musik schneiden, weil man vorher wahnsinnig wird und das Netbook in zwei Teile bricht.

      In Zukunft versuche ich beim Tauchen mal den normalen Modus und 30 fps. Mal sehn, ob ich dann zufriedener bin.

      Wenn ich nochmal Technik kaufen sollte, dann würde ich mich nicht wieder für Billig-Tablet oder -Netbook entscheiden, glaube ich. Aber ich hatte einfach Angst zu viel Geld auszugeben und es dann zu verlieren oder dass es irgendwo auf der Welt geklaut wird. Wer hätte auch gedacht, dass ich so viel Video-Zeugs mache. Weil eigentlich macht das auch Spaß. Je professioneller man wird, desto bessere Technik braucht man auch. Klingt logisch.

      Liebe Grüße, bin gespannt auf eure Fotos und Videos!
      Max

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  2. Mh, verstehe.. an deiner Stelle würde ich tatsächlich einfach 720p und 25/30 fps aufnehmen, wie du schon meintest. Für den Garten reicht das allemal! Man wünscht sich natürlich immer mehr, aber es ist ohnehin beeindruckend was du so zusammenschustern kannst.
    Vor Beginn unserer Reise hab ich auch auf ein Netbook spekuliert. Wir haben uns dann aber dagegen entschieden und das Tablet geholt. Ich denke das war für uns die richtige Entscheidung. Für den Blog werden die Bilder ohnehin massiv runterskaliert und ich will auch nur dann mit der Sony rumlaufen, wenn ich mich wohl damit fühle. Für alles andere geht auch Handy (siehe Bangkok). Da ich mich also schon von Anfang an von dem Gedanken verabschiedet hatte, die Technik so zu nutzen, wie ich das vielleicht in DEU machen würde hab ich jetzt auch Freude daran medium quality Bilder zu erstellen und 0815 Filter drüberzulegen. Etwas das ich vorher nie gemacht hätte.
    Als luxusspielerrei gibt dann noch halt die Sony. Die Orginaldateien sind dann auch in überzeugender Qualität und Auflösung. Kannst dir ja mal als referenz das Tulpenbild von Glehn Steinforth anschauen (Original ist 14 MP). Falls ich möchte kann ich also noch zurück in DEU was mit den hochwertigen Bildern anstellen (was passieren wird).

    Hattest du eigentlich Probleme festgestellt, wenn du Sjcam und Sony Aufnahmen kombinieren wolltest und beide unterschiedliche fps hatten? ..oder erkennt man das 'nur' mit bloßem Auge beim Resultat.

    Vielleicht schneidest du ja auch einfach immer 2 min clips zusammen und fügst die dann in einem finalen Projekt zu einem Stück um den Verlust deines Verstandes bei Wiederholtem Absturz zu vermeiden?!.. aber das machst du sicherlich schon. Synchronisierte Musik wäre natürlich ein Sahnehäubchen, aber mit den Reisebedingungen kann man nicht alles haben, oder man riskiert hat den Verlust von großen Geldwerten (besserer Rechner).
    Fazit: Das was rauskommt ist tip top und die Kompromisse die du eingehen musst sind jetzt auch nicht so dramatisch. ..ich such mir die Tage mal ne brauchbare App zum videoschneiden. Das ist dann auch nicht mit deinem Rechner zu vergleichen. :D

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  3. Traumhaft schöne Unterwasserwelt! Da will man sofort selber wieder Schnorcheln! Und Inseln ;) habt ihr neue schnorchelausrüstung? Freu mich jetzt schon auf den nächsten Beitrag:*

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  4. Traumhaft schöne Unterwasserwelt! Da will man sofort selber wieder Schnorcheln! Und Inseln ;) habt ihr neue schnorchelausrüstung? Freu mich jetzt schon auf den nächsten Beitrag:*

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