Donnerstag, 26. April 2018

Fauna bei Pulau Kapas

Inselfieber: Pulau Kapas

Nachdem wir Pulau Perhentian Kecil nur wiederwillig verlassen hatten, waren wir uns über die nächsten Ziele nicht so ganz im Klaren. Zuerst hatten wir überlegt nach Borneo zu fliegen um beim Aufräumen nach der Ölkatastrophe zu helfen. Allerdings erscheint die Lage aus der Entfernung zu undurchsichtig und vor allem auch gefährlich, so dass wir nicht einfach blindlings dort aufkreuzen wollen. Vielleicht verwirklichen wir diesen Plan ja noch, wenn sich die Sachlage aufklärt oder wir eine internationale Organisation finden, die nach Freiwilligen für das Reinigen der Küste sucht.

Ein anderer Plan war, mit dem Mietauto ins Landesinnere der Halbinsel zu fahren und auf eigene Faust den großen Taman Negara Nationalpark, sowie die Cameron Highlands zu erkunden. Ein Roadtrip war bislang noch nicht Teil unserer Weltreise und wäre doch sicherlich eine interessante Abwechslung. Die Idee mit dem Mietauto kam uns, da es keine Busverbindung von der Ostküste ins Landesinnere gibt. Ab Kuala Besut, einem kleinen Dorf von dem aus die Fähren zu den Perhentians ablegen, gibt es aber auch Minivans zu den beiden Zielen. Die Fahrt mit dem Minivan inkl. Fahrer sind so günstig, dass es finanziell einfach keinen Sinn machen würde einen gut versicherten Mietwagen zu mieten. Da waren wir hin und her gerissen. Wollen wir die Individualität und Spontanität, die ein Mietwagen bietet? Wollen wir lieber Geld für etwas anderes sparen? Verzeihung. Es muss natürlich heißen: Wollen wir unser Geld lieber für etwas anderes ausgeben als einen Mietwagen. Ähm, ja, tauchen!?

Ok. Wir sind wohl so richtig auf den Geschmack gekommen und wollen eigentlich so viel Zeit wie möglich mit dem Kopf unter Wasser verbringen.  Was hält uns ab? - Nichts! Also tauchen wir jetzt einfach die Inseln an der Ostküste ab und finden raus, wo es uns am besten gefällt. Und da gehen wir dann nochmal hin und tauchen noch mehr. Mit dem Plan waren wir plötzlich ganz zufrieden. Dann ist ja alles gut. Wenn man dann doch irgendwann die Nase voll hat vom Salzwasser oder irgendein Wehwehchen einen zu lang vom Tauchen abhält, dann kann man ja noch immer ins Landesinnere vorrücken. Wir haben ja Zeit, denn in Malaysia kann man sich auch ohne Visum bis zu 3 Monate lang aufhalten. Chillig.

Während wir so hin und her überlegten hatten wir uns in Kuala Terenganu einquartiert. Die Stadt liegt etwas südlich von Kuala Besut und den Perhentians. Es ist keine unattraktive Stadt, die ihren Aufstieg vom Fischerdorf den gefundenen Ölquellen zu verdanken hat. Typisch für die Region: Die Mehrheit der Bewohner ist malaiisch und muslimisch. Das Wochenende liegt hier am Donnerstag und Freitag, denn mit dem freien Sonntag haben Muslime nichts am Hut. Es gibt aber auch ein kleines chinesisches Viertel und man kann nie sicher sein, welcher Laden wann offen hat oder was gemeint ist mit "Am Wochenende geschlossen". Irgendwann haben wir aber doch alles eingekauft, was wir so benötigen.


Für uns ist die Stadt wie immer mehr Mittel zum Zweck und nicht das eigentliche Ziel. Man kann sich aber gut mit allem eindecken, was man für die Exkursionen in die Natur so braucht. Obendrein haben wir uns mit Roti Canai vollgestopft, eine brilliante Kreuzung aus Pfannkuchen und Blätterteig. Wir lieben sie vor allem mit herzhaftem Curry, man kann sie aber auch süß essen. In Chinatown gab es super Curry Mee (Nudeln). Achja, die Kristallmoschee haben wir auch angeschaut, aber irgendwie können uns menschengemachte Dinge in letzter Zeit nicht so recht vom Hocker reißen. Es sei denn sie sind in einer Schüssel oder auf einem Teller und man steckt sie erst in ein Curry und dann in den Mund. 

Nach Pulau Kapas sind wir gefahren, einfach weil es die nächste Insel in der Umgebung war. Sie ist zwar nicht berühmt für ihre Tauchgründe und hat nur ein einziges Divecenter, bietet aber wunderbar flaches Wasser mit Korallen zum Schnorcheln und auch sonst alles was man von einem kleinen, mit Dschungel bewachsenen tropischen Eiland so erwarten kann. Besonders interessant war für uns die Nähe der Insel zum Festland, so dass sich ein Besuch auch für einen kurzen Abstecher lohnt. Gleich nach der Anreise haben wir ein etwas abseits gelegenes Chalet gefunden, dass uns auch ohne Reservierung aufnehmen konnte. Wer Luxus sucht, der ist bei Qimi an der falschen Adresse, aber es war angenehm ruhig und die Betreiber sind außergewöhnlich freundlich. Das Bungalow glänzte nicht gerade vor Sauberkeit - ok es war dreckig, aber wir hatten einen tollen Blick aufs Meer und am Horizont das Festland. Nachts bekamen wir regelmäßig besuch von einer Ratte, aber das Ungezieferproblem kennen wir schon von anderen Inseln. Auf Langkawi waren es die Kakerlaken, auch Perhentian die Moskitos und nun eben Ratten.






Gleich am Anreisetag sind wir noch an die Nordwestseite der Insel gelaufen und waren dann im Meer über einem Plateau zwischen Kapas und der weit kleineren Insel Gemia schnorcheln. Es gab diverse Hartkorallen und Riesenmuscheln, farbenfrohe Nacktschnecken, Falterfische, Papageienfische, Riffbarsche, unzählige Anemonen mit Nemos, Zackenbarsche, Kaninchenfische, Lippfische und noch viele mehr. Anna hat sogar einen Blaupunkt-Rochen erspäht und wir sahen eine große Gruppe der imposanten Buckelkopf-Papageifische von sicherlich 10 Tieren. Ein Tip-Top-Tag. Wir waren mit langen Oberteilen im Wasser um nicht von der Sonne verbrannt zu werden. Leider ist Max Hemd verrutscht, weil er es nicht in die Hose gesteckt hat und sein unterer Rücken ist nun krebs-rot. Ganz schön doof. Wir waren ohne Flossen unterwegs und spürten eine deutliche Strömung als Folge der Gezeiten. Daher kehrten wir um, als es gerade am Schönsten war. Aber man will ja nichts riskieren und insgesamt waren wir über zwei Stunden im Wasser. Das war definitiv der beste Schnorchelspot, an dem wir bisher waren und allein waren wir obendrein auch die meiste Zeit - bis auf die Fische.

Auf unserem Weg zu besagtem Plateau schnorchelten wir bereits ein wenig die Küste entlang, denn der Weg rund um die Insel ist mitunter in sich zusammen gefallen.Vor einem Stand waren die Fische besonders zutraulich und schwammen uns quasi direkt in die Hände. Das ist natürlich eine besonders schöne Erfahrung, hat aber eine unangenehme Wahrheit im Hintergrund. Wahrscheinlich halten Schnorchel-Tagestouren an diesem einsamen Strand und locken die Tiere mit Futter an. Das Füttern der Rifffische stellt allerdings einen nicht ungefährlichen Eingriff in das Ökosystem dar. Die Fische vernachlässigen ihre Nester und Räuber haben leichtes Spiel, während die adulten Tiere bei den Menschen nach Futter suchen. Außerdem fressen viele Arten normalerweise die Algen, welche ansonsten schnell die Oberhand gewinnen können und auch die Korallen zuwuchern. Beim Weiden werden außerdem aus versehen die Eier von Predatoren mit verschluckt, daher ist die natürliche Ernährungsweise der Rifffische wichtig für das Gleichgewicht im Ökosystem. Schließlich und letztendlich ist Brot zum Füttern von Fischen denkbar ungeeignet, denn es ist viel zu energiereich aber arm an Mineralien und sekundären Pflanzenstoffen. Blablabla... Kurz: Die Fische werden fett und krank, die Algen killen die Korallen und Räuber fressen die Nester der Fische. Also nicht füttern.






Gleich nach unserer Ankunft auf Kapas reservierten wir uns einen Tauchgang bei Aquasport Divers am darauf folgenden Tag. Dummerweise hat Anna sich einen Nerv im Rücken eingeklemmt und dann solche Schmerzen, dass sie bedenken hatte mit dem schweren Lufttank auf dem Rücken aufs Boot zu klettern. Schweren Herzens musste sie dann absagen und Max fuhr mit den anderen Tauchern alleine raus. Neben dem Divemaster war noch ein Divemaster in Ausbildung und ein Mann aus Uruguay dabei. Wäre Max auch noch abgesprungen, dann wäre der ganze Tauchgang ausgefallen und das fanden wir unfair den anderen gegenüber. Außerdem hat Anna ja ein bisschen Vorsprung was die Anzahl an Tauchgängen angeht und so hatte wenigstens Max die Gelegenheit seine Fertigkeiten zu trainieren. Es ging hinab zum Coral Garden. Diese Tauchgründe sind mit 6 bis 15 m eher flach und sind fast so sonnendurchflutet, wie die flachen Schnorchelgewässer vom Vortag. Bei diesen guten Lichtverhältnissen kann man mit der Bildbearbeitung recht viele Farben wiederherstellen, wie man an den buten Bildern vom Schnorcheln und Tauchen gut erkennen kann.

Auch sonst waren die Eindrücke beim Tauchen sehr mit dem Schnorchelerfahrungen vergleichbar, denn es gab so ziemlich die gleichen Tiere zu sehen. Zum Glück für Anna, dann hat sie diesmal nicht wirklich etwas verpasst. Max hat unter Wasser die Handhabung der Kamera bei gleichzeitiger Auftriebskontrolle geübt und dann entstandene Videomaterial wird gerade gesichtet, geschnitten, farbaufbereitet und mit Musik hinerlegt. Es folgt dann in Kürze mit einem Zusammenschnitt von Aufnahmen während des Schnorchelns. Der Unterschied zwischen Tauchen und Schnorcheln lässt sich so beschreiben: Schnorcheln ist wie Fernsehen, man schaut meist zweidimensional auf das Geschehen hinab. Tauchen ist wie live dabei sei, denn man ist mitten drin und taucht im wahrsten Sinne in die Unterwasserwelt ein und wird zum Teil von ihr. (Link zum Video)



Summa summarum kann man sagen, Kapas ist eine sehr schöne Insel mit hervorragenden Schnorchelgelegenheiten und zufriedenstellenden Tauchgründen. Vergleichsweise klein und nah am Festland lohnt sich auch ein kurzer Trip auf die Insel. Das Preisniveau liegt etwas oberhalb der Perhentians, darum blieben wir fürs erste nur zwei Nächte lang. Wir erkunden zunächst noch die Inseln weiter südlich, schließen aber nicht aus, dass wir noch einmal nach Pulau Kapas zurückkehren. Auf der Insel gab es den weichesten Sand, den wir bisher auf unserer Weltreise unter den Füßen hatten. Einsame Strände und ein Korallenplateau machen vor allem den Nordwesten zu einem kleinen Paradies. Bisher haben wir den Dschungel der Insel noch nicht erkundet, aber wir konnten in der Dämmerung große Flughunde beobachten, die vor dem Hintergrund des Abendrot aus dem Wald geflogen kamen. Vielleicht wäre auch die Erkundung des Inselinneren eine interessante Beschäftigung beim nächsten Aufenthalt.

Montag, 23. April 2018

Wie bekomme ich die Farben unter Wasser zurück?

Bevor wir darüber philosophieren, wie wir die Farben zurück bekommen: Warum verschwinden die Farben unter Wasser? Es ist ganz einfach. Das Wasser absorbiert die unterschiedlichen Wellenlängen, sprich Farben, unterschiedlich stark. Darum verschwinden beim Abtauchen nach einander alle Farben. Bei etwa 5 m Wassertiefe geht das Rot verloren. Rot ist für Taucher also keine gute Signalfarbe, denn es verblasst als erstes zu einem grau-schwarz. Bei 15 m ist Orange weg, bei 30 m Gelb. Als letztes verschwindet das Grün bei 50 m und dann gibt es nur noch Blau. Auch die Intensität des blauen Lichtes nimmt mit der Tiefe ab und bei 60 m herrscht ewige Dunkelheit.

Die einfachste Art Abhilfe zu schaffen ist natürlich eine starke Lampe mit zu nehmen. Die moderne LED Technik stellt kompakte Tauchlampen mit langer Laufzeit und hoher Leuchtkaft zur Verfügung. So eine wollen wir uns bald zu legen, denn eine wasserdichte Super-Lampe wäre für viele unserer Abenteuer von Nutzen. Bislang sind wir Nachts mit Stirnlampen unterwegs, die für den normalen Gebrauch völlig ausreichen. Mit wasserdichtem Gehäuse und hoher, fokussierter Intensität wäre unsere Wunschlampe perfekt für Nachtwanderungen durch den Dschungel, Höhlentouren oder zum Tauchen. Wir schreiben, sobald wir uns für ein Modell entschieden haben und Bilder und Videos wird es dann natürlich auch geben.

Bislang müssen wir aber noch ohne auskommen, oder uns auf die Lampe der Tourenführer und Divemaster verlassen. Außerdem leisten menschliche Augen im Zusammenspiel mit dem Gehirn außergewöhnliches. Wir haben das Gefühl, in unserer Wahrnehmung wird die unterschiedliche Intensität der Farben etwas ausgeglichen. Wenn man nach einem Tauchgang die Aufnahmen der SJ5000x Elite mit unserer Erinnerung vergleichen, dann ist sowohl die Sichtweite als auch das Farbspektrum stark eingeschränkt gegenüber dem Sinneseindruck. Na toll. Denkt ihr jetzt sicherlich. Also sieht nur der weltreisende Taucher die Farbenpracht unter Wasser und der Blog-Leser hat Pech.

Die kurze Antwort darauf ist: Ja. Wir haben keine Ahnung, wie wir mit unseren Unterwasser-Bildern unsere Begeisterung für das marine Leben übertragen sollen. Die Aufnahmen werden der Realität in keinster Weise gerecht. Es ist einfach atemberaubend farbenfroh dort unten und es gibt eine so umfassende Artenvielfalt in den Riffen, da kann nur der Regenwald mithalten. Überall wimmelt es von Leben und die Natur war in Punkto Formen und Farben sehr erfindungsreich. Tauchen und Schnorcheln zu gehen war eine der besten Ideen unserer Weltreise. Da lohnt es sich noch etwas mehr Aufwand in die Aufnahmen zu stecken.

Mit Nachbearbeitung kann man versuchen die verloren gegangenen Farben zurück zu bekommen. Den Weißabgleich, wie ihn unser Gehirn hinbekommt kann man leider nicht toppen, aber mit entsprechender Software gibt es wenigstens ein bisschen Farbe zurück. Wir probieren noch etwas herum aber hier folgen einige Bilder in der Roh-Version und mit Nachbearbeitung. Das Ergebnis kann immer noch nicht mit der Realität mithalten, aber es ist ein Anfang.

Original, JX5000x Elite (Unterwassermodus)

Manuelle Farb-Nachbearbeitung mit PAINT.NET (Freeware)

Original, JX5000x Elite (Unterwassermodus)

Automatischer Weißabgleich mit GIMP. (Freeware)

Original, JX5000x Elite (Unterwassermodus)

Manueller Weißabgleich mit Ashampoo-Freeware.
Zum Schluss noch ein dynamisches Tauchbild von Max, der eh nicht so farbenprächtig ist und darum auch ohne Nachbearbeitung gut aussieht.




Freitag, 20. April 2018

Pulau Perhentian Kecil: ein Lieblingsort

Unser Aufenthalt auf Pulau Perhentian Kecil, einer kleinen Insel vor der Ostküste der malaiischen Halbinsel, stand zunächst unter keinem guten Stern. Dazu gleich mehr. Wir hatten Pulau Langkawi an der Westküste mit einem ziemlichen Inselkoller und ohne unter Wasser gegangen zu sein verlassen. Bevor wir zur nächsten Insel aufbrachen, unserem eigentlichen Ziel, machten wir noch Stopp in der Stadt Kota Bharu - an der Ostküste etwas nördlich von Perhentian gelegen. Die Stadt bietet keine besonderen touristischen Attraktionen, war aber ein netter Ort um nach der langen Busfahrt quer durchs Land rast zu machen. Der Nordosten Malaysias ist sehr stark vom Islam geprägt, man hört die eindringlichen Rufe der Muezzin und während man durch die Straßen läuft, so ist man sich nicht sicher ob man in Südostasien oder im mittleren Osten unterwegs ist. Viele Schriftzüge sind in Arabisch, es gibt prachtvolle Moscheen und man fällt in seiner westlichen Kleidung zwischen den Einheimischen sehr stark auf. Man kann Kota Bharu beim Durchschlendern einen gewissen Charme nicht absprechen. Dennoch war für uns die Stadt nur Mittel zum Zweck, denn wir wollten uns mit Dingen des täglichen Bedarfs eindecken, bevor es zu der kleinen Inselgruppe der Perhentians ging. Dort gibt es weder Straßen, noch Autos, noch große Fähren und damit auch nicht die Fülle an Produkten, die normalerweise nur wenig kosten.

Leider war Max während der Anreise krank geworden. Die viel zu kalten Klimaanlagen in den öffentlichen Verkehrsmitteln kennen wir ja schon aus so gut wie allen bisher bereisten Ländern. Die trockene Luft in den klimatisieren Räumen in unserer Stadt-Unterkunft taten ihr übriges, denn in den Städten ist die Hitze immer noch drückender als auf dem Land und man konnte in unserem Zimmer im Park View Hostel kein Fenster öffnen. Die Überfahrt im offenen Boot nach Perhentian hat Max dann entgültig den Rest gegeben. Halsschmerzen, Schnupfennase, Gliederschmerzen… ein Schnupfen in den Tropen. Aber ihm ging es nicht so schlecht, wie einigen anderen Passagieren bei der Bootsfahrt über die raue See. Während Anna sich angeregt mit einer anderen deutschen Reisenden über das Tauchen und noch mehr unterhielt, feixten vorne im Boot zwei Reisende und freuten sich riesig von den Wellen im Boot hin und her geworfen zu werden. Das kleine Böötchen knallte immer wieder unbarmherzig auf die Wasseroberfläche, nachdem es vom Außenborder über den letzten Wellenberg katapultiert wurde. Max hockte still und mit eingezogenem Kopf da und versuchte sich nicht zu sehr dem spritzenden Wasser und den Windböen auszusetzen. Rings um ihn herum wurde inbrünstig gekotzt und einige Frauen schauten so panisch als rechneten sie jeden Moment mit kentern, ertrinken und einem hoffnungslosen Ende ihres Lebens. Manchmal muss man nur Leute sehen, denen es noch viel schlechter geht und man fühlt sich selbst viel besser.

An der Insel angekommen, ging es den verzweifelten Passagieren aber gleich wieder besser, nur Max war völlig erledigt. Darum gab es für uns auch nur die erstbeste luxuriöse und unverschämt teure Unterkunft, die warmes Wasser, einen Wasserkocher für Tee, ein bequemes Bett und Internet versprach. Am nächsten Tag quartierten wir uns in Ewan’s ein, etwas herunter gekommene Bungalows aber mit allem was man braucht und unschlagbar günstig (12€ pro Nacht). In Inneren der schmalen Insel gelegen, genau zwischen Longbeach und Coral Bay, hat man Blick auf den grünen Dschungel auf den Hügeln und im Restaurant gibt es preiswerte und leckere Speisen. Hier beschlossen wir die Erkältung auszusitzen. Eigentlich waren wir ja zum Tauchen auf die Perhentian Inseln gekommen, aber daran war mit verstopfter Nase nicht zu denken. Um uns herum wütete ein ordentlicher Tropensturm, mit hohen Wellen am menschenleeren Strand und sintflutartigen Regenfällen. Das einzige mit dem wir uns trösten konnten, war der Gedanke, das Tauchen so sicher auch keinen Spaß gemacht hätte. Also warteten wir nicht nur auf die Genesung, sondern auch auf verbessere Sicht unter Wasser. So ein Sturm wirbelt alles auf und dann schwebt man unter der Meeresoberfläche nur im Trüben, auch wenn man ansonsten dort unten nichts von der Weltuntergangsstimmung oben mitbekommen würde.


Im Gegensatz zur Urlaubsinsel Langkawi gefällt uns Perhentian Kecil sehr gut. Das Angebot auf der Insel richtet sich vor allem an Taucher, es gibt aber auch zahlreiche malaiische Touristen die ohne die Absicht zu tauchen hier herkommen. Die große Konkurrenz zwischen den vielen Tauchschulen macht dies zu einem der günstigsten Orte der Welt um einen Tauchschein zu machen. Mit 200 € gibt’s den Open Water Diver, teilweise sogar inkl. Übernachtung. Die Tauchplätze liegen dicht bei den beiden Perhentian Inseln und sind mit dem Boot in wenigen Minuten erreichbar, ein weiterer Grund für die niedrigen Preise. Ein Tauchgang für einen zertifizierten Taucher kostet inkl. Equipment schlappe 15 €. Es gibt auch beim Schnorcheln zahlreiche Meeresbewohner zu sehen. Touren kann man so gut wie überall buchen, oder man schnorchelt einfach die Küste entlang von einem Strand zum nächsten. Auch auf dem Trockenen gibt es viel zu entdecken. Auf dem maroden Rundweg um die Insel, welcher langsam vom Dschungel zurückerobert wird, gibt es zahlreiche Vögel, Reptilien und Wirbellose zu sehen.





Das einzige, was wir an Zivilisation auf der kleineren der beiden Perhentian Inseln vermisst haben ist eine gescheite Internetverbindung und ein Geldautomat. Nicht, dass wir unmöglich auch ohne Internet auskommen würden, aber so erklärt sich zum Beispiel warum es so lange keinen Blogpost gab und wir niemanden anrufen. Auch die Tage an denen Max sich schonen musste um schnell wieder tauchfähig zu sein, wurden ohne unterhaltsames Internet ziemlich lang. Zum Glück gab es aber Filmabende in Ombak’s Cafe und deutsche Bücher zum Tauschen. So hatten wir einige entspannte Lese- und Kinotage auf dieser herrlichen tropischen Insel. Auch das Problem mit dem Bargeld ist eigentlich keins, denn wenn man sich darauf einstellt und etwas mehr mitnimmt, dann kommt man gut zurecht. In Notfällen kann man beim Tropicana Inn mit der Visa-Karte für 10% Servicegebühr Bargeld bekommen. Einige Tauchschulen und Resorts akzeptieren ebenfalls Kreditkarten - zumindest, wenn es nicht gerade regnet und damit die Internetverbindung vollends zusammenbricht. Wir fühlen uns in dieser ländlichen und nicht so zubetonierten Umgebung sehr wohl und genießen es wie immer sehr in der Natur zu sein. Da arrangiert man sich auch mit den kleinen Widrigkeiten, auch wenn wir zugegebenermaßen von den unzähligen Moskitos genervt sind.

Irgendwann geht aber auch das großzügigst geplante Budget zur Neige und wir wollen auch mal wieder mit Familie und Freunden telefonieren. Also muss das Inselleben auch ein Ende finden. Zum Glück haben wir es kurz vor knapp auch noch geschafft mit den Turtle Bay Divers tauchen zu gehen. Diese Tauchschule unter deutscher Leitung ist uns empfohlen worden, unter anderem, weil man hier neben dem Tauchen auch etwas über die anzutreffenden Tiere lernt. Max konnte nach kurzer Auffrischungsübung seine zwei letzten Tauchgänge absolvieren um nun genau so wie Anna Open Water Diver zu sein. Im Vorfeld hatte er sich immer weiter in seine Unsicherheit reingesteigert, denn der letzte Tauchkurs hatte bei ihm das Tauchen mit dem Gefühl des Scheiterns und auch mit Schmerzen verknüpft. Bloß gut, dass Anna immer so geduldig mit ihm ist. Es war wirklich Zeit es erneut zu probieren um sich vom Gegenteil zu überzeugen. Zum Glück war Jacob ein sehr cooler, junger Tauchlehrer und Max konnte tiefenentspannt und ohne einen Fehler alle Übungen meistern, die verlangt werden. 


Das Tauchen um die Perhentians ist sehr lohnenswert. Wir als unbedarfte Anfänger sind natürlich auch leicht zu begeistern, aber begeistert waren wir. Bei der Auffrischungsübung, die Max unweit des Strandes allein mit dem Tauchlehrer durchführte, gab es für ihn unter anderem bereits einen farbenwechselnden Kopffüßer und einen imposanten Blaupunkt-Rochen zu sehen. Beim ersten richtigen Tauchgang konnte Anna wie auch später als Fun-Diver mitkommen und wir waren mit Jacob allein am Spot, wo wir über weitläufige Hartkorallen-Felder schwebten. Beim Abstieg war die Sicht sehr schlecht, aber wir fanden weiter unten farbenfrohe Artenvielfalt bei akzeptablen Sichtverhältnissen von einigen Metern. Auch Anna war nervös, hatte auch sie mit verschiedenen grundlegenden Techniken unter Wasser im letzten Lehrgang in Thailand ihre Probleme gehabt und hinzu kam diesmal, dass Jacob alles nur auf Englisch erklärt hat. Aber man kann stolz auf uns sein, denn wir haben unsere Fertigkeiten unter seiner Anleitung sehr stark verbessert und fühlen uns unter Wasser pudelwohl. Am Eindrücklichsten waren die sechs Büffelkopf Papageifische (Humphead Parrotfish), etwa 1,2 m große und friedfertige Fische, die wir beim knabbern an den Korallen erwischten. Die Bilder können wie Eindrücke gar nicht wiedergeben, denn für das menschliche Auge sehen die Farben unter Wasser noch etwas satter aus. Eine Kamera bekom mt den Weißabgleich niemals so gut hin, wie der Supercomputer, der wir zwischen den Ohren tragen.

Das absolute Highlight unseres Aufenthaltes auf Perhentian Kecil war der zweite und nur vorläufig letzte Tauchgang. Die Sicht war hervorragend, etwas über 10 m. Es gab drei kleine Wracks zu entdecken, die bereits vom marinen Leben erobert werden. Der Bewuchs ist zwar noch spärlich im Vergleich zu den Korallen vom Vortag, aber um das Wrack tummeln sich so viele Fische und Wirbellose, dass man die versenkten Schiffsteile als Oase auf dem Meeresboden bezeichnen kann. Es machte großen Spaß flach auf den sandigen Boden abzusinken um in den Schlitzen unter dem Rumpf nach schlafenden Rochen und Haien zu suchen. Es gab unter anderem zu sehen: Skorpionfish, Lionfish, Bamboo-Shark, Jenkins Whipray, Crocodile Fish, Cleaner Pipefish, Longfinn Bannerfish, Panda Clownfish, Anemona Shrimp und noch weitere Krustentiere. Nach diesem Tauchgang haben wir nun endlich beide unseren Tauchschein und es wird mit Sicherheit nicht der letzte Tauchplatz sein, den wir uns anschauen. Die Magie schwerelos durch die unfassbar vielfältige Unterwasserwelt zu schweben ist überwältigend. Tauchen verbindet Natur mit Abenteuer und ist ganz nach unserem Geschmack. Wir denken darüber nach sehr bald noch weitere Kurse zu absolvieren, denn um unter Wasser so sicher zu manövrieren, dass auch nicht die kleinste Korallenspitze abbricht, erfordert es viel Übung. Bislang halten wir lieber etwas mehr Abstand um bloß nichts kaputt zu machen, denn obwohl wir viel besser geworden sind braucht es noch etwas um die Kontrolle über den Auftrieb perfekt zu meistern.





Trotz des holprigen Starts, mit Sturm und Schnupfen, hatten wir einen sehr schönen Aufenthalt auf Perhentian und schließlich mit den Tauchgängen noch einen echten Höhepunkt unserer bisherigen Reise. Zusammenfassend kann man sagen, Perhentian Kecil ist einer unserer Lieblingsorte während der Weltreise. Wir wollen unbedingt zurückkehren und noch mehr von der Unterwasserwelt erkunden, die man hier so preiswert erleben kann. Vielleicht könnten wir uns ja mit Jonas und Lisa dort treffen, das wäre sicher schön. Neben der Natur hat die Insel zwar nicht allzu viel zu bieten, aber das ist für uns ja sowieso immer die beste Attraktion. Ansonsten hat die Insel auch alles, was man so erwarten kann, wie Yoga-Stunden am Strand oder Akrobaten und Feuershow. Wenn man durch das Fischerdorf an der Südspitze der Insel läuft, dann ist weniger das Dorf, sondern eher der Tourist die Attraktion. Anna wurde sogar gefragt, ob man mit ihr ein Selfie machen dürfte. Sieht man dort eben nicht alle Tage. Die größere Nachbarinsel Perhentian Besar haben wir bisher nicht besucht. Sie soll etwas teurer sein, haben wir gelesen, unterscheidet sich wohl aber nicht wesentlich von der kleinen Schwester und ist auch nicht sehr viel größer.




Sonntag, 8. April 2018

Was tun auf Langkawi?

Eigentlich wollten wir auf Langkawi Roller fahren und Tauchen gehen. Die Insel liegt ganz im Norden und an der Westküste von Malaysia. Sie ist recht groß und wird auch als das Mallorca Asiens bezeichnet. Eie richtige Urlaubsinsel also. Das Geschäft mit den Touristen wird von der Regierung forciert, denn die Insel ist Zollfreie Zone und somit gibt es alle Güter steuerfrei. Im muslimischen Malaysia ist Alkohol ansonsten sehr teuer, hier jedoch nicht. Das war aber nicht der Grund für unseren Aufenthalt.


Und warum waren wir dann doch nicht tauchen? Als wir vor Ort die verschiedenen Tauchschulen aufsuchten um nach den Details zu fragen, wie Kosten und genaues Ziel der Tauchtrips, mussten wir leider feststellen, dass die Tauchzentren weit weniger professionell rüber kamen, als was wir aus Thailand gewöhnt waren. Aber ok, eine kleine Tauchschule muss ja keine schlechte sein. Es gibt zwei Möglichkeiten: direkt im Langkawi-Archipel tauchen zu gehen, oder beim Marine-Park um die kleine Insel Pulau Payar. Die erste Alternative ist mit etwa 250 Malaiischen Ringgit (~50 €) pro Tag (für einen zertifizierten Taucher) zwar recht günstig, denn man muss mit dem Boot nicht so weit raus, jedoch liegt die Sicht mit etwa 2 m an der unteren Grenze. Üblicherweise verspricht der Marine Park Pulau Payar bessere Sichtverhältnisse, ist aber durch die etwa 1,5h Anfahrt deutlich teurer mit etwa 350 MR für einen zertifizierten Taucher pro Tag. (Preise inkl. Equipment)

Während wir auf der Insel waren wurden die Touren zur Pulau Payar jedoch sogar wegen schlechter Sicht unter Wasser abgesagt. Relativ teuer und mit schlechter Sicht, so hatten wir uns das Tauchen nicht vorgestellt. Uns wurden die Tauchgründe um Pulau Perhentian, an der Ostküste Malaysias empfohlen. Hier sei es günstiger, die Sicht sei besser und billiger sei das Tauchen dort obendrein. Ok, wenn das die einheimischen Taucher sagen, dann glauben wir das lieber... Aber wir können ja noch immer Roller fahren üben, das hatten wir uns ja auch vorgenommen. Auf Langkawi gibt es eine ausgezeichnetes Verkehrsnetz, denn mehrspurige Autobahnen und kleinere Straßen verbinden den Flughafen und die große Anlegestelle mit dem Rest der Insel.

Pustekuchen. Es gibt nämlich nur 125ccm Maschinen zu mieten und die dürfen wir ja gar nicht fahren. Das war uns zwei "Experten" zuerst aber nicht bewusst, also haben wir zwei Roller gemietet und sind ein bisschen über die Insel gecruised. Im Gespräch mit anderen Reisenden wurde uns jedoch klar, dass wir ohne gültigen Führerschein unterwegs sind und wegen den auf Langkawi täglich präsenten Polizeikontrollen haben wir es dann auch wieder sein lassen mit dem Fahren. Äh, ok, warum waren wir noch gleich auf Langkawi???

Es ist nun nicht gerade unsere erste Insel auf der Reise durch Süd-Ost-Asien und wahrscheinlich darf man das niemandem sagen, der jeden Tag in Deutschland zur Arbeit muss, aber: Wir hatten der Müßiggang am Strand etwas Leid und eigentlich gar keine Lust in der Sonne zu brutzeln. Nein, wir wollten Action: Moped fahren oder Tauchen. Irgendwas mit Wind oder Wasser, denn unsere Hirne laufen mittags immer heiß und wir wollen gar nichts machen, was irgendwie unter freiem Himmel stattfindet. Luxusprobleme.

Hat die Urlaubsinsel denn sonst nichts zu bieten? Doch jede Menge: Bootstouren durch die Mangroven, Dschungeltrekks und Zipp-Line klingt eigentlich schon nach unserem Geschmack. Ist aber alles draußen in der Sonne... Ih, warm, schwitzig, keine Konzentration nur gekochte Hirnsuppe im Kopf. Beim Fallschrimfliegen, während man vom Schnellboot aus gezogen wird, da wäre Max fast schwach geworden. Immerhin klang diese Aktivität nach Wind und man muss ja nicht viel machen außer am Schirm baumeln. Aber irgendwie war es uns dann doch zu teuer für ein paar Minuten Flug und Max fand es doof, dass man nicht alleine an den Schirm gebunden wird, sondern quasi bei einem Mitarbeiter auf dem Schoß sitzt.


Obwohl es auf Langkawi so viele Angebote für Touristen gibt, war für uns scheinbar nicht das richtige dabei. Zu schlechte Bedingungen, zu teuer, zu faul, zu heiß, kenn ich schon... Richtige Null-Bock Stimmung bei uns zwei Weltreisenden. Zum Glück gab es nette Gesellschaft im Zackry Guesthouse und wir hatten viel Spaß mit den anderen Gästen. Irgendwie häuften sich gerade viele alleinreisende Deutsche dort und somit fanden wir immer jemanden um gemeinsam auf dem Nachtmarkt zu essen oder Duty Free Alkohol zu vernichten. Das gabs für uns auch schon lange nicht mehr und für ein paar Tage war dann eben Quatschen die Hauptbeschäftigung des Tages. So haben wir aber noch ein bisschen über andere Ziele in Malaysia in Erfahrung bringen können. Ihr lest dann demnächst, wie es mit unserer Reise weitergeht und wie wir den Insel-Reise-Koller überwinden.   

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