Die letzte gemeinsame Station des Urlaubs mit Steffi und Philipp war die Insel Koh Pha-Ngan im Golf von Thailand. Wir können die J.B. Hut Bungalows an der Westküste sehr empfehlen. Die kleinen Hütten haben einen tollen Blick auf das Meer und die Betreiberin koch gut und das Essen ist kostengünstig. Ein einfacher Bungalow mit Ventilator kostet 600 Baht pro Nacht, ab einer Woche fällt der Preis auf 500 Baht pro Nacht. Anna und Max hat es hier so gut gefallen, sie sind auch nach der Abreise der beiden anderen noch geblieben.
Euch mag aufgefallen sein, dass es schon länger keinen Blogeintrag mehr gab. Haben wir etwa nichts erlebt? Mitnichten! Wir waren geradezu permanent beschäftigt und es blieb eigentlich gar keine Zeit um das Erlebte aufzuschreiben. Die Zeit zu viert verbrachten wir vor allem an den Stränden Haad Yao, Haad Salad und Haad Mae. Der erste liegt nur unweit unserer Unterkunft und man kann bereits dort beim Schnorcheln viele Meeresbewohner beobachten, die Sonne genießen und im Meer schwimmen. Mittwochs und Freitags wird ab 16 Uhr bis 24 Uhr von DJs aufgelegt und man kann während des Sonnenuntergang am Strand tanzen und sich bei einem Bier oder Cocktail entspannen, unterhalten und andere Leute kennen lernen.
Eigentlich eignen sich so gut wie alle Strände der Westküste von Koh Pha-Ngan zum Schnorcheln. Beim Blick unter Wasser sind jedoch nicht nur farbenfrohe Fische und die fraktalen Strukturen der Korallen zu bewundern, es fallen auch die unübersehbaren Schäden an den marinen Ökosystemen auf die in strandnähe dem steten Einfluss des Menschen ausgesetzt sind. Beim Schnorcheln bei Haad Salad erblickt man zwar noch einige Fische, aber ein Großteil des Riffs in strandnähe ist bereits tot. Zu viert haben wir den Einfluss von Touristen wie uns diskutiert, denn die Gäste der vielen Resorts auf den Inseln Thailands verursachen mit ihren Abwässern und dem Buchen von Bootstouren erheblichen Schaden. Das versehentliche oder absichtliche Abbrechen der über Jahrzehnte unter Wasser gewachsenen Strukturen kommt noch dazu.
Jedem muss klar sein, dass Korallenriffe die Kinderstube der Ozeane sind und ein großer Teil des marinen Lebens mit intakten Riffen verknüpft ist. Für uns war es das erste mal dass wir einen direkten Blick in das Ökosystem unter der Wasseroberfläche werfen konnten. Wir haben uns sofort in dieses neue Universum verliebt und möchten unbedingt mehr Zeit mit dem Erforschen der Unterwasserwelt verbringen und uns außerdem für den Schutz der Ozeane einsetzen. Da war es nur logisch sich nach der Abreise von Philipp und Steffi sofort zum Tauchkurs anzumelden.
Ein weiterer herrlicher Ort zum Schnorcheln und Tauchen sind die Riffe bei Haad Mae und Koh Ma. Diese kleine Insel am Nord-West-Zipfel von Koh Pha-Ngan ist über eine Sandbank mit dem Strand verbunden. Auch bei Flut kann man zu Fuß durch das hüfthohe Wasser waten um von der großen zu der kleinen Insel zu gelangen. Wir können diesen paradiesischen Ort nur empfehlen. Morgens sind nur wenige Menschen bei Haad Mae. Beim Schnorcheln haben uns die Papageien-Fische mit ihren schillernden Farben am besten gefallen. Die Falterfische und Eichhörnchen- sowie Kaninchenfische zählen auch zu unseren Favoriten. Wer will da denn noch Fisch essen, wenn die putzigen bunten Lebewesen doch so nett anzuschauen sind?
Der Abschied von Steffi und Philipp kam uns völlig unwirklich vor, hatte man sich doch in den zwei gemeinsamen Wochen sehr schnell daran gewöhnt zu viert unterwegs zu sein. Zum Abschied brachten wir die zwei noch nach Thong Sala zum Pier und von dort aus ging es für die beiden mit Fähre und Minibus nach Phuket und zwei Tage später zurück nach Hause. Es war eine wunderbare Zeit zusammen. Wir werden uns gerne daran erinnern und uns gegenseitig bis zum nächsten Wiedersehen vermissen.
Für Anna war es eine große Überraschung ihre Grundschul-Freundin Sassy auf Koh Pha-Ngan wieder zu treffen. Sie arbeitet hier als Yoga-Lehrerin und hat außerdem gerade ihre Mutter Marion zu Besuch. Da sieht man wie klein die Welt doch ist. Unsere Freunde Lisa und Basti sind mit ihrem kleinen Sohn Marlon ebenfalls auf der Insel. Jedenfalls hatten wir auch nach der Abreise von Philipp und Steffi noch andere Leute zum Treffen und so mussten wir die beiden nicht ganz so schlimm vermissen.
Wie zuvor bereits erwähnt haben wir uns zu einem Tauchkurs angemeldet. Das Tauchzentrum Haad Yao Divers liegt in Laufweite von unserer Unterkunft und bietet auch deutschsprachige PADI Kurse an. Wir haben uns für den Open Water Diver Lehrgang entschieden (4 Tage, 12900 Baht p.P.). Bei erfolgreicher Teilnahme ist man am Ende qualifiziert ohne Tauchlehrer auf bis zu 18 m Tiefe zu tauchen. Man benötigt zum Tauchen eine bescheinigte Qualifikation, denn sonst kann man keine Equipment leihen oder sich eine Druckluftflasche füllen lassen.
Im Vorfeld verbrachten wir einen Tag mit dem Studium des Lehrbuchs und der Videos von PADI. Beim Tauchkurs wurden am ersten Tag bereits mit einem Quiz die erlernten theoretischen Grundlagen abgefragt. Danach haben wir passendes Equipment ausgesucht und geübt das Tauch-Kit sicher zusammen zu bauen. Anschließend ging es an den Strand, wo wir im flachen Wasser einige Übungen durchführten. Zum Abschluss des ersten Tages unternahmen wir bereits einen kleinen Fundive, bei dem wir bereits schöne Erlebnisse unter Wasser sammeln konnten. Allerdings stellten wir uns noch etwas unbeholfen an, denn es ist gar nicht so einfach den Auftrieb zu kontrollieren, der sich mit jedem aus- und einatmen verändert.
Leider war die Ausrüstung nicht so passgenau, wie sie sein sollte. Die Flossen in Max Größe waren vergriffen und er musste mit viel zu kleinen Exemplaren zurecht kommen. Der Tauchlehrer hat das Problem abgetan, aber am Ende des ersten Tages hatte Max bereits zwei tiefe offene Blasen direkt am Zehen-Nagel, der gehörig weh tat und das Schlagen mit den Flossen zu einem mentalen Kraftakt machte. Hans, unser Lehrer, ist wirklich ein fähiger Taucher - Kampftaucher beim Militär und bei der Reparatur von Bohrinseln beschäftigt gewesen - aber nicht so einfühlsam. Max schmerzender Fuß wurde als Nichtigkeit abgetan.
Max hatte außerdem keine hochwertige Tauchermaske mit tempered glass, sondern eine selbst gebastelte Behelfslösung, bei der er seine Brillengläser in eine billige Maske aus Kunststoff geklebt hatte. Anfangs erfüllte die Konstruktion die Anforderungen, im Verlauf des Kurses verkratze die Oberfläche der Maske jedoch und sie beschlug immer schneller, so dass Max am Ende permanent mit dem Ausspülen seiner Maske beschäftigt war um etwas sehen zu können. Da das Tauchen jedoch ein großer Spaß ist und man unter Wasser eine unfassbare Vielfalt des Lebens beobachten kann wird als nächstes eine professionelle Tauchmaske mit Sehstärke bestellt.
Am zweiten Kurstag ging es mit dem Boot und vielen anderen Tauchern zum Sail Rock. Dieser Fels ragt einsam und wie aus dem nichts mitten aus dem Meer und liegt zwischen den Inseln Koh Pha-Ngan und Koh Tao. An den Flanken des Felsen tummeln sich Meeresbewohner und zahlreiche Taucher. Wir waren auf bis zu 12 m Tiefe und begeistert von den bunten Fischen und den großen Schwärmen, die als dichte Wand von silbrigen Fischleibern um uns herum kreisten. Es gab Seeigel, Riesenmuscheln, Korallen, Anemonen, Krebse und Schnecken zu sehen. Besonders die schnittigen Barrakudas und die hübschen Halfterfische und Falterfische sind uns im Gedächtnis geblieben.
Das Tauchen war für uns nicht nur schön, sondern auch sehr anstrengend. In unserem Kurs durften wir nicht nur genießen, sondern mussten auch immer wieder den Ernstfall üben. Vom Verlust der Maske, bis zur Versorgung mit Atemluft durch den Tauchpartner galt es viele Übungen zu meistern. Dabei war er schwer die Ruhe zu behalten und am Nachmittag kamen wir völlig fertig wieder am Festland an. Doch der Tag war noch nicht vorbei. Am nächsten Tag stand die Theorie-Prüfung an und wir mussten noch viel über Technik, Sicherheitsabstände, Signale und Tauchtabellen für das sichere Tauchen lernen.
Mehr schlecht als recht vorbereitet ging es am dritten Kurstag zurück zum Tauchzentrum, wo wir mit der Therorie-Prüfung konfrontiert wurden. Anna verlor bei beim multiple choice Test zur Tauchtabelle die Nerven und hätte fast den Kurs geschmissen. Dabei sind die Fehlergrenzen so weit gesteckt, dass man besteht, auch wenn man in diesem Teil keine einzige Frage richtig beantwortet. Unser eigener Anspruch war aber höher als die Anforderungen von PADI und wir fühlen uns noch nicht optimal ausgebildet, auch wenn wir den theoretischen Teil beim ersten Versuch bestanden haben. Wir raten jedem, der sich für einen PADI open water diver interessiert bereits im Vorfeld mit dem Lesen des Lehrmaterials zu beginnen, denn dieses ist umfangreich und man hat im 4 Tages-Kurs nicht den Nerv dazu alles im Detail durch zu arbeiten, denn der praktische Teil schlaucht einen gewaltig.
Nach dem theoretischen Test folgten weitere Übungen am Strand sowie ein kurzer Tauchgang. War der Vormittag definitiv die größere psychische Belastung für Anna gewesen, so geriet Max am Nachmittag in Wasser an seine Grenzen. Die Schmerzen am Fuß machten das Vorankommen im Wasser immer schwerer und die Brillen-Masken-Konstruktion beschlug immer schneller. Max war nur noch mit seinen Problemchen beschäftigt und konnte den Tauchgang nicht genießen. Ohne Sicht und gute Kontrolle im Wasser verletzte sich Max zuerst an der Hand und irgendein Lebewesen hinterließ hunderte haarfeiner Stacheln in seiner Haut und am Ende stach er sich noch scharfkantige Splitter ins Knie. Für ihn ging es frustriert und mit blutrotem Schienbein nach dem Tauchgang zurück zum Tauchzentrum, wo er sich noch die abfälligen Kommentare des Tauchlehrers anhören durfte.
Abends war Max damit beschäftigt die Splitter aus seinem immer noch blutenden Knie zu ziehen, die Stacheln zu entfernen und seine blutenden Blasen am Fuß zu verarzten. So hatte er sich das nicht vorgestellt und seine Laune war ab diesem Zeitpunkt unter Null angelangt. Der letzte Kurstag, mit zwei Tauchgängen auf 18 m Tiefe bei Sail Rock, stand unter einem denkbar schlechten Stern. Wegen seinem pathologischen Ehrgeiz musste Max es jedoch trotzdem probieren und ging zusammen mit Anna und Hans ins Wasser. Mit den ganzen Schmerzen geriet er mit der Aussicht auf das Abtauchen und die anstehenden Notfallübungen jedoch in Panik und brach den Tauchgang ab. Anna bekam an diesem Tag allein ihren Tauchschein. Sie sagt, es sei sehr knapp gewesen, dass sie den Kurs nicht schon am Vortag geschmissen hätte und man kann sehr stolz sein, dass sie nun zertifizierter PADI open water diver ist. Beim aller letzen Tauchgang fiel ihre Anspannung ab und sie konnte es endlich richtig genießen.
Für den ehrgeizigen Max ist es die schwerste Übung seit langem, etwas das er sich fest vorgenommen hatte nicht zu schaffen. Um ihn herum kann das natürlich keiner begreifen, aber das Gefühl aufgegeben zu haben ist für ihn überaus deprimierend. So hat jeder seine Stärken und Max scheinbar größte Schwäche ist es Schwächen zu haben. Welch Ironie. Jedenfalls will er baldmöglichst die letzten beiden Tauchgänge nachholen um dann gemeinsam mit Anna abtauchen zu können. Ohne offene Wunden und mit einer Tauchermaske mit Sehstärke wird das sicherlich auch klappen. Ob Max jemals seinen eigenen Anforderungen gerecht werden kann ist unklar, denn die scheinen schwachsinniger Weise sehr hoch zu sein.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Wir freuen uns riesig über eure Kommentare!