Mittwoch, 6. September 2017

Grenzübergang Ecuador - Peru


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Zum ersten Mal auf unserer Weltreise überschreiten wir eine Landesgrenze auf dem Landweg. Von Vilcabamba aus ging es morgens um sechs mit einem Bus der Sur Oriente Gesellschaft bis direkt an die Grenze beim Ort La Balsa. Die Fahrt dauerte etwa 7,5 h mit einer Stunde Mittagspause in Zumba und kostete uns 11$ p.P. Die Straße schlängelt sich und unendlich vielen Kurven über hundert Pässe von Tal zu Tal und schmiegt sich dabei immer an die unzähligen Ausläufer der Anden. Unterwegs verschlechtert sich die Qualität der Straße kontinuierlich. Am Ende ist es eigentlich nur noch ein Feldweg, eingezwängt zwischen Berg und Abgrund. Direkt nach heftigen Regenfällen ist diese Straße wohl nicht befahrbar. Die Strecke bietet herrliche Ausblicke auf unberührte Landschaften und hin und wieder auch niedliche Dorfgemeinschaften inmitten von Kulturlandschaft. Man fährt knapp unterhalb der Wolken, Teils mitten durch oder sieht von oben auf die nebligen Schwaden herab. Die Vegetation wechselt je nach Feuchtigkeit und Höhe ständig ihr Erscheinungsbild. Im Laufe der Fahrt sind riesige Farne, aber auch Palmen und herrlich blühende Bäume zu sehen. In La Balsa spuckte uns der Bus zwischen wenigen Häusern am Ende der Welt aus - naja, zumindest am Ende von Ecuador. Wir warteten zusammen mit Elisabeth, einer deutschen Mitreisenden geduldig auf den Beamten auf ecuadorianischer Seite um unseren Ausreisestempel zu bekommen und verschleuderten noch etwas übriggebleibenes Dollar-Kleingeld für Süßigkeiten.

Die 60 Tage in Ecuador kosteten uns zu zweit inklusive Anreise aus Kuba insgesamt etwa 4040 €. Damit geben wir im Schnitt seit Reisebeginn pro Tag um die 70 € aus und liegen damit genau im Budget. Nachdem Kuba und Ecuador jedoch nicht die billigsten Reiseländer sind und wir auch jeweils recht viel für die Anreise ausgegeben haben, ist die Weiterreise nach Peru und Bolivien um einiges günstiger und auch die Fixkosten für Essen und Unterkunft sind in diesen LGrenzübergang Ecuador -ändern viel niedriger. Daher haben wir jetzt etwas mehr Spielraum für Ausflüge und Touren.


Die eigentliche Grenze ist der Fluss Rio Chinchipe mit internationaler Brücke, die wir zu Fuß überschritten. Auf der anderen Seite gab es ratzfatz den Einreisestempel und dann warteten wir auf ein Collectivo (zu Deutsch Sammeltaxi), dass uns für 15 Soles (etwa 4€) p.P. in nur einer Stunde nach San Ignacio fuhr, wo wir die Nacht verbrachten. Die ersten 30 Soles tauschten wir gleich an der Grenze, mehr peruanische Währung gab es dann in San Ignacio am Geldautomaten.

Auf peruanischer Seite wurde die Straße schlagartig besser. Wir fuhren extrem rasant mit dem Collectivo über die breite und asphaltierte Bergstraße. Um wieviel wir das Tempolimit jeweils überschritten haben weiß niemand zu sagen, denn der Tacho war kaputt. Während die staubige Piste auf ecuadorianischer Seite offenbar nach jedem Erdrutsch penibel hergerichtet wird um überhaupt befahrbar zu bleiben, so scheint man in Peru zwar nicht am Straßenbau, dafür aber am Räumdienst zu sparen. Alle hundert Meter liegen teilweise tonnenschwere Gesteinsbrocken oder die ausladenden Überreste von schlammigen Erdrutschen auf der Straße. Warum auch nicht, wenn man schon so eine breite Super-Straße im Niemandsland hat, dann kann sie auch halb blockiert sein. Die Anwohner nutzen die herrlich plane Fläche der Straße um ihren Kaffee zum Trocknen auszubreiten. Wie gesagt, wozu denn die ganze gute Straße ungenutzt lassen, denn eine Spur reicht ja vollkommen aus. Um die Autofahrer bei gutem Benehmen zu halten finden sich bei jeder Häuseransammlung fiese Bodenwellen, die jedoch nicht die ganze Straßenbreite einnehmen, sondern links und rechts ein paar Zentimeter ebene Straße übrig lassen. Genau diese planen Randstreifen nutze unser Fahrer, damit wenigstens ein Radpaar nicht über die Bodenwelle musste. So musste er vermeintlich nicht ganz so stark abbremsen. So war die Fahrt eine wahre Achterbahnfahrt aus abrupten Bremsmanövern vor den Serpentinen der Bergstraße, den Bodenwellen, aus dem nichts auftauchenden Kühen und dem sporadischen Gegenverkehr. Dabei ging es lustig von unserer Spur auf die Gegenseite und zurück, je nachdem wo gerade Bodenwellen-Spielraum, kein Kaffee und auch kein Erdreich oder Gestein, sondern tatsächlich Straße war.

Von San Ignacio ging es morgens um 9 mit einem Minibus (10 Soles p.P.) in 2,5h nach Jaen (gesprochen Chän, oder so ähnlich). Dort mussten wir das Terminal wechseln und liefen zwanzig Minuten quer durch den Ort. Die Minibusse nach Bagua Grande (4 Soles p.P., 1,5h) schmeissen einen allerdings praktischerweise direkt am Anschluss-Terminal nach Chachapoyas (10 Soles p.P., 3h) raus, wenn der Fahrer entsprechend instruiert wurde. Chachapoyas ist die erste Stadt von irgendeiner bedeutenden Größe auf peruanischer Seite und unsere neue Basis für Ausflüge ins Umland. Die Fahrten in den drei verschiedenen Bussen ging durch unterschiedlichste Landschaften. Mal staubtrocken und voller Kakteen und blühender Aloe Vera, mal am Fluss entlang mit dichtem Grün und Anbauflächen von Banane, Zuckerrohr, Ananas sowie Reis-Terassen. Manchmal ging es durch weite ebene Täler, an deren Rändern man am Horizont gerade noch die wolkenverhüllten Berge erkennen konnte. Dann wieder ging es durch enge Schluchten oder an steilen Berghängen entlang durchs Hochgebirge. Die verschiedenen Flüsse an denen unser Weg entlang führte, flossen entweder gemächlich mäandrierend in breitem Bett oder als tosender Strom in engem Tal. Mit der abwechslungsreichen Landschaft und dem wilden Fahrstil wurde uns selbst die zweitägige Reise von Vilcabamba nach Chachapoyas nicht langweilig.

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