Donnerstag, 5. Juli 2018

Lombok und die Gilis

Angeblich ist die Imigrasi auf Lombok zügig im Bearbeiten von Visa-Verlängerungen. Also warum nicht das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden und Indonesien auch Abseits von Bali erkunden und währenddessen die Visa Formalitäten erledigen? Um es vorsichtig auszudrücken: Unser erster Eindruck von Lombok war kein positiver. Ok, Städte wie Mataram sind nun mal nicht unser Lieblings-Aufenthaltsort. Aber hier waren wir Länder wie Kuba oder Kambodscha erinnert: verwahrloste Straßenhunde und Müllhaufen mit ihrem säuerlichen Geruch sind in den Straßen frequent anzutreffen. Da waren wir von Malaysia und dem touristischen Bali scheinbar verwöhnt worden. Zum anderen - und da schämen wir uns etwas, dass zugeben zu müssen - wir sind genervt von der Kultur. Da kann man versuchen drum rum zu reden, aber nach dem langen Aufenthalt in Malaysia sind wir nicht toleranter gegenüber dem Islam geworden. Es ist, wie es ist, wir empfinden viele Aspekte die zum muslimischen Glauben dazu gehören als störend. Die Gesänge aus den Megaphonen der Minarette sind meist furchtbar schräg, ertönen polyphon aus allen Richtungen gleichzeitig und über den Tag verteilt auch zu den unchristlichsten Uhrzeiten mit voller Lautstärke. Wir haben da keine Lust mehr drauf und sehnen uns zurück auf das hinduistische Bali. Dass in muslimischen Ländern selbst Kleinkinder schon Kopftuch tragen löst bei uns die Diskussion über die Sexualisierung junger Mädchen aus. Das ist einfach nicht unsere Kultur, wir teilen nicht die gleichen Wertvorstellungen und können viele muslimische Regeln höchstens tolerieren, aber nicht gut heißen.



Da wir an einem Samstag eintrafen mussten wir bis Montag warten, um unseren Antrag zu stellen. Warum auch immer, die Ämter in Indonesien sind am Sonntag zu und nicht am Freitag, wie man durch den Einfluss des Islam vielleicht glauben könnte. Zur Verlängerung des Visums braucht man eine Kopie des Reisepass und eine des Einreisestempels, einen Nachweis über die Weiterreise, 335.000 Rupiah (IDR). Hatten wir fast alles... Rings um das Amt hat es einige Kopierläden, die auch irgendwann im Laufe des Vormittags öffnen. Formular ausfüllen - Nummer ziehen - Papierkram abgeben - in vier Tagen für Fingerabdrücke und Fotos wiederkommen, hieß es. Wir wollten nicht länger in der Stadt warten und zogen nach Batu Layar, einer langgezogenen Siedlung zwischen Mataram und dem touristischen Örtchen Singiggi. Leider war auch hier das Müllproblem präsent, aber die ländliche Kulturlandschaft war ansprechender als die Stadt. Wir nahmen das Angebot an einen Schnorchel-Trip nach Gili Nanggu zu unternehmen. Für 950.000 IDR hatten wir einen Privat-Auto, was uns in den Südwesten Lomboks brachte und ein typisches Boot mit zwei Auslegern, dass uns zu insgesamt drei verschiedenen Koralleninseln brachte. An diesem Tag war Wahltag auf Lombok und es waren einige indonesische Familien für einen Ausflug auf Gili Nanggu. Wir schnorchelten und tauchten in einigem Anstand um die Insel herum und betrachteten die üppigen Korallenbänke. Die Artenvielfalt war hier allerdings nicht so groß, wie an anderen Orten, die wir bereits erkundet hatten. Das Gros der einheimischen Touristen stand im hüfthohen Wasser am Strand, direkt neben dem Platz an dem die Boote hielten und fütterten fleißig Toastbrot an die Fische - nicht ohne die Plastikverpackungen im Meer zurück zu lassen.



Nachdem wir die Visa-Verlängerung in den Pass gestempelt bekamen ging es als nächstes auf die berühmten Gilis im Nordwesten. Die ersten vier Tage waren wir auf der honeymoon island Gili Meno. Von diesen drei Gilis ist Meno die ruhigste und das Schnorcheln um die Koralleninsel ist lohnenswert. Gegen 11 Uhr kommen dann dutzende Boote der Schnorchel-Touren von Gili Trawangan an die Riffe von Gili Meno. Die Nähe zu so vielen Booten mit ihren Schiffsschrauben ist beängstigend und einem kann der Spaß am Tauchen und Schwimmen schnell vergehen. Also besser früh ins Wasser, bevor die stinkenden und lauten Boote von der Nachbarinsel übersetzen. Während unseres Aufenthaltes machten wir bei einer Aufräumaktion der Trash Heros mit. Der gesammelte Müll wird tatsächlich von der Insel geschafft. Müll ist auch auf den Gilis ein zentrales Problem, denn obwohl so viele Touristen die kleinen Eilande besuchen, gibt es doch kein System den Müll wieder weg zu schaffen. Der Großteil landet einfach in der Inselmitte und wird planlos aufgehäuft, inklusive Giftmüll und Gefahrstoffen. Der Boom auf Gili Trawangan hatte zur Folge, dass Korallenbänke gesprengt und als Baumaterial abgebaut wurden. Jetzt lecken die Wellen die Strände der Insel weg, da die schützenden Kalkformationen im Wasser fehlen. Wir würden einen Besuch von Lombok und den Gilis von Deutschland aus nicht empfehlen, denn hier besteht nicht die nötige Weitsicht und das Müllproblem eskaliert zunehmends - man ist für so viele Besucher schlicht nicht gerüstet. Dennoch hatten wir ein paar schöne Tage auf Gili Meno, denn noch hat es nicht völlig seinen Charme als weltvergessene Trauminsel verloren.



Leider haben wir uns eine Magen-Darm-Grippe eingefangen und sind mit unseren Unternehmungen deutlich eingeschränkt. Gerade verweilen wir auf Gili Trawangan und planen die weitere Reise. Hier ist es sehr geschäftig im Vergleich zu Meno. Trawangan ist eine richtige Touri-Insel. Der Kontrast zwischen Einheimischen mit langen Klamotten und Kopftuch und Bikini-Europäerinnen könnte nicht größer sein. Obwohl illegal werden hier unverblühmt Magic Mushrooms an die Touristen verkauft und es wird sogar auf Schildern dafür geworben: Magic-Shake prepared by Dr. Feel Good. Das Tauchen und Schnorcheln mit den Touristen-Massen ist irgendwie nicht attraktiv, zumal die lokalen Riffe nach Jahrzehnten der Dynamitfischerei immer noch in einem sehr schlechten Zustand sind. Eigentlich wollten wir hier nur kurz schlafen und auf ein Schnellboot nach Bali umsteigen. Die kürzlichen Ausbrüche des Agung auf Bali verunsichern uns etwas. Wir warten unsere Genesung ab und werden sehen, wie unsere Reise weiter geht. Mit den tausenden Inseln Indonesiens gibt es viele Möglichkeiten, aber der Vulkan schränkt auch den Flugverkehr ein und eigentlich wollten wir nicht mehr so viel Fliegen, sondern noch mehr Zeit auf Bali verbringen. Da dieser Post sehr viel negative Eindrücke enthält, wollen wir mit etwas generell sehr positivem abschließen: Die lokale Bevölkerung auf Lombok und den Gilis begegnete uns stets mit Freundlichkeit und ehrlichem Interesse. Egal ob auf dem Land, in der Stadt oder einer kleinen Insel - jeder lächelt dich an und freundliche Worte werden überall erwidert. Selbst Menschen, die viel weniger haben als wir Europäer begegnen uns offenherzig und gastfreundlich. Hin und wieder wird versucht ein gutes Geschäft mit den reichen Touristen zu machen, lehnt man aber ab, so bleibt das Gegenüber weiterhin an einem Gespräch interessiert. Wir schätzen diese gastfreundliche Mentalität sehr.